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Tasche tragen mit Leichtigkeit

Manche Taschen und Rucksäcke sind echt schwer! Mehrere Bücher, Hefte, Laptop und Wasserflasche bringen schon ganz schön Gewicht auf die Schulter. Und machmal bleibt es nicht bei einer einzigen Schulter-Tasche – in der anderen Hand hält man eine Einkaufstüte, einen Geigenkasten oder andere sperrige Sachen. Schulterschmerzen sind da keine Seltenheit.
Doch es geht auch leichter. Beachtet man einige Grundsätze, ist Tasche tragen gar nicht so schlimm:

  1. Die Vorbereitung ist das A und O
    Der gesamte Körper kann locker sein beim Stehen.

    Tasche tragen mit hochgezogener Schulter

    Tasche tragen mit hochgezogener Schulter

    Hängt man eine Tasche oder einen Rucksack an den Körper, wird dadurch ein Ungleichgewicht erzeugt, das der Körper sofort ausgleichen muss. Dazu benötigt er viele Gelenke und Muskeln in den unterschiedlichsten Körperbereichen. Diese sollten von vornherein, noch ohne die Last der Tasche, so locker sein, dass sie nicht schon durch unnötige Anspannung vorbelastet sind, sondern dem Organismus aktionsfähig zur Verfügung stehen. Spannt man zum Beispiel die Hüftgelenke zu sehr an und streckt die Knie durch, fallen diese Geleke bei der Aufgabe des Gewichtsausgleichs und der Balance aus und der Körper muss andere – ungeeignetere Körperpartien rekrutieren, wie z.B. die Wirbelsäule, die dadurch unnötig belastet wird.
    Bevor  man sich ein zusätzliches Gewicht aufschultert, sollte man zunächst für eine allgemeine Lockerheit im gesamten Körper und in allen Gelenken sorgen.
    Die Lockerheit der Kopf-Hals-Beziehung und der Wirbelsäule ist dabei entscheidend: durch sie wird der gesamte Körper flexibel und kann dadurch das zusätzliche Gewicht mühelos ausgleichen. Dies ist ein Organisationsprinzip des Körpers, auf das wir in der Alexander-Technik immer als erstes zurückgreifen, um uns für eine Bewegung neu zu organisieren und zu koordinieren.

  2. Tasche nur auflegen / Rucksack nur aufsetzen
    Tasche tragen mit lockerer Schulter

    Tasche tragen mit lockerer Schulter

    Eine gängige Fehlannahme ist, dass die Tasche „mit der Schulter“ zu tragen sei. Fast jeder zieht dabei die Schulter hoch, um die Tasche zu stützen oder am Platz zu halten, damit sie nicht rutscht. Dadurch trägt man aber nun das Gewicht der Tasche und seine Schultern. Was für eine überflüssige Anstrengung! Ist es da ein Wunder, dass die Schultermuskulatur irgendwann vor Überlastung streikt?
    Dabei kann es ganz einfach sein: Idealerweise liegt die Tasche nur auf der Schulter. Die Schulter bleibt dabei passiv wie ein Kleiderhaken, sie fängt das Gewicht der Tasche ledigleich auf aund leitet es an die (lockere) Wirbelsäule und die Beinen weiter, die gemeinsam viel stärker sind als die Schulter.

  3. Das Gewicht nicht durch eine schiefe Haltung ausgleichen
    Ein weiterer Fehler besteht in dem Versuch, das entstehende Ungleichgewicht durch das Hinlehnen zur Gegenseite ausgleichen. Trägt man die Tasche zum Beispiel auf der linken Schulter, verlagert man das Gewicht auf die rechte Seite, wodurch man die Wirbelsäule seitlich beugt und dabei versteift. Die linke Schulter ist dabei hochgezogen (siehe Punkt 2). Beim Rucksacktragen lehnt man sich nach vorn, zieht beide Schultern hoch, streckt den HAls nach vorn und wirft den Kopf in den Nacken. Doch diese Gegenbewegungen verschlimmern nur die Lage, denn der Körper hat nun zwei Probleme: erstens das Gewicht der Tasche und zweitens die Schieflage zur Gegenseite. Beides zusammen ist immens anstrengend.
    Der Organismus gleicht idealerweise die Dysbalance von alleine aus und psendelt sich in der Mitte ein. Voraussetzung ist, dass man ihn locker und flexibel lässt (Punkt 1). Er findet auf diese Weise eine effiziente und kraftsparende Lösung, die nur den minimalsten Kraftaufwand und Muskeleinsatz erfordert.

Beachtet man diese drei Grundsätze, wird das Tasche Tragen leicht und beschwerdefrei. So kommt man unbeschadet von Ort zu Ort  – mit seinem vielfältigen Hab und Gut auf den Schultern.

Auf welchem Stuhl sitzen wir richtig?

Sitzen am Tisch, in der Bahn, im Auto, auf Bierbänken oder auf dem Sofa wird oft als belastend empfunden. Als Überltäter für unsere Beschwerden fallen schnell die Möbel in Verdacht. Doch liegt es wirklich an den Möbeln? Oft kann man sie sich ja nicht aussuchen! Was tun?

Immer wieder werde ich im Unterricht gefragt, welches der richtige Stuhl ist und ob man nicht besser auf einem Hocker oder einem Balance-Stuhl sitzen und das Sofa abschaffen sollte. Meiner Erfahrung nach packt man mit dieser Art der Fragestellung das Problem von der falschen Seite an.In meinen 21 Unterrichtsjahren habe ich folgende Beobachtung gemacht: Ich habe einige Menschen locker und andere verkrampft in „guten“ Stühlen sitzen sehen. Ebenso habe ich einige Menschen locker und andere verkrampft in „schlechten“ Stühlen sitzen sehen. Der Stuhl scheint also nicht der ausschlaggebende Faktor zu sein! Was ist dann aber wichtig, um angenehm in einem x-beliebigen Sitzmöbel zu sitzen?

Der Ausschlaggebende Faktor für angenehmes und gesundes Sitzen ist unsere eigene Lockerheit. Unser Körper ist ein Wunderwerk an Anpassungsfähigkeit und Flexibilität – solange wir ihn nicht übermäßig anspannen und damit unflexibel und steif machen. Sind wir in der Wirbelsäule und den Gliedmaßen locker und flexibel, können wir auf fast jeder Sitzgelegenheit bequem sitzen.

Nehmen wir theoretisch mal an, es gäbe wirklich den idealen Stuhl, der unseren Körper in der besten Weise unterstützt oder uns durch eingebaute Wackeleffekte in Bewegung hält. Müssten wir diesen dann zu allen unseren beruflichen und freizeitlichen Beschäftigungen mitnehmen? Das geht wohl kaum – und welche Abhängigkeit wäre das! Aber wie sitzen wir, wenn wir diesen Wunderstuhl nicht zur Verfügung haben – z.B. Im Biergarten auf der Bank oder in der Bahn? Sind wir dann „sitztechnisch“ rettungslos zu „schlechter Haltung“ und Rückenschmerzen verdammt?

Nein, denn wir können mit den Mitteln der Alexander-Technik lernen, auf jedem Untergrund locker und flexibel zu sitzen! Im Unterricht lernen Sie, den Körper immer lockerer zu lassen, so dass Sie es sich unter (fast) allen Umständen in (fast) allen Sitzgelegenheiten bequem machen können. Im Unterricht lernen Sie eine ganz neue Art der Lockerheit, Einfachheit und Balance beim Sitzen kennen – und werden dadurch unabhängig von Ihrer Sitzgelegenheit!