Artikel: Alexander Technique Unteaches Bad Habits

Paul McCartney, Madonna, Victoria Beckham, Heath Ledger, Robin Williams, John Cleese und viele andere prominente Performer haben die Alexander-Technik zu ihrem Vorteil genutzt. Hier ist ein schöner Artikel über die Funktionsweise der Alexander-Technik, was sie ist und was sie kann.

Artikel: Alexander Technique Unteaches Bad Habits

Wenn Sie selbst herausfinden möchten, was die Alexander-Technik für Sie tun kann, besuchen Sie unsere nächsten Seminare. Hier finden Sie die Termine.

Gut Ding braucht Weile – Veränderung braucht Zeit

Das dringende Problem

Meist kommen Menschen erst auf die Idee, sich zu verändern, wenn es irgendwo klemmt oder gar schon brennt. Und dann soll sich die Verbesserung möglichst schnell oder sofort einstellen. Soweit der Plan.

Als Frau S. zu mir in den Unterricht kam, hatte sie bereits seit einiger Zeit Rückenschmerzen. Irgendwann in ihrem Bürojob begannen sie, und nach geraumer Zeit beschloss Frau S., dass nun „etwas passieren muss“. Seitdem hat sie eine längere Odyssee an Maßnahmen hinter sich. wie Massage, Sport, Yoga etc. Nun bekam sie von einer Freundin die Empfehlung, die Alexander-Technik zu probieren.

Ihre erste Frage war, wie lange es denn dauern würde, bis ihre Rückenschmerzen weg seien. Ich antwortete ihr – so wie ich stets auf diese Frage reagiere – dass weder ich noch jemand anderes den Zeitraum abschätzen könnte, weil Schmerzen sehr „unsichere Kandidaten“ sind, deren Auftreten und Verschwinden nicht immer unserer Logik folgten. Ich schlug ihr vor, dass wir mit dem Unterricht beginnen und beobachten, was passiert. Jedoch wird der Lern-Prozess einige Zeit dauern.

Wie viele Unterrichtsstunden dauert es?

Ihre nächste Frage war daraufhin, wie lange sie denn Unterricht nehmen müsse. Ich erklärte ihr, dass die neuen Dinge, die sie im Unterricht lernt, nicht schwer zu erlernen seien, das Meiste ist sogar sehr leicht nachvollziehbar und im Unterricht auch leicht anwendbar.

Der schwierigste Faktor ist die Umsetzung im Alltag. Nicht, dass es nicht genügend Gelegenheiten dazu gäbe … Aber meistens sind wir „zu beschäftigt“ mit unseren alltäglichen Aufgaben, so dass wir glatt „vergessen“, das neu Erlernte anzuwenden. Zu schnell „versanden“ dann die neuen Erkenntnisse. – Schade. Ein großer Teil der Unterrichtszeit wird also darauf verwendet, das Neue zu implementieren und durchzuhalten. Dazu brauchen wir größere Aufmerksamkeit und ein erhöhtes Bewusstsein von uns selbst und den Sitautionen. – Und dies zu erlangen braucht Training.

Dieses Training – das Erhöhen des Selbst-Bewusstseins – ist eines der Kernpunkte der Alexander-Technik. Selbst-Bewusstsein bedeutet, dass wir die Wahl sehen, die wir haben, und dass wir uns entscheiden können, wie wir handeln und diesen Freiraum gestalten können. Von diesem höheren Selbst-Bewusstsein auskönnen wir dann eine Verhaltensänderung in die gewünscht Richtung führen.

Die 1-Jahres-Regel

Dieses Training braucht Zeit. Alexander sprach von der „1-Jahres-Regel“. Gute Verhaltensweisen müssen ca. 1 Jahr lang durchgehalten werden, bis sie nachhaltige Erfolge zeitigen. Dafür ist eine geschulte Begleitung notwendig – z.B. ein Alexander-Lehrer. Er oder sie begleitet den Lern-Prozess, bis der Schüler ihn verinnerlicht hat. Ein gutes Instrument dazu ist, Unterrichtsstunden über einen Zeitraum von ca. 1 Jahr zu nehmen, oder an der intensiven Jahres-Gruppe teilzunehmen. Das Veränderungspotenzial in diesem Kontext ist sehr groß und wirkt sich auf viele Gebiete des Lebens positiv aus.

Gerade in diesem September wird ein neuer Jahreskurs beginnen und ich als Leiterin freue mich jetzt schon auf die Fortschritte, die die Teilnehmer auf dieser spannenden Reise erzielen werden. Frau S. ist mit dabei!

Auf welchem Stuhl sitzen wir richtig?

Sitzen am Tisch, in der Bahn, im Auto, auf Bierbänken oder auf dem Sofa wird oft als belastend empfunden. Als Überltäter für unsere Beschwerden fallen schnell die Möbel in Verdacht. Doch liegt es wirklich an den Möbeln? Oft kann man sie sich ja nicht aussuchen! Was tun?

Immer wieder werde ich im Unterricht gefragt, welches der richtige Stuhl ist und ob man nicht besser auf einem Hocker oder einem Balance-Stuhl sitzen und das Sofa abschaffen sollte. Meiner Erfahrung nach packt man mit dieser Art der Fragestellung das Problem von der falschen Seite an.In meinen 21 Unterrichtsjahren habe ich folgende Beobachtung gemacht: Ich habe einige Menschen locker und andere verkrampft in „guten“ Stühlen sitzen sehen. Ebenso habe ich einige Menschen locker und andere verkrampft in „schlechten“ Stühlen sitzen sehen. Der Stuhl scheint also nicht der ausschlaggebende Faktor zu sein! Was ist dann aber wichtig, um angenehm in einem x-beliebigen Sitzmöbel zu sitzen?

Der Ausschlaggebende Faktor für angenehmes und gesundes Sitzen ist unsere eigene Lockerheit. Unser Körper ist ein Wunderwerk an Anpassungsfähigkeit und Flexibilität – solange wir ihn nicht übermäßig anspannen und damit unflexibel und steif machen. Sind wir in der Wirbelsäule und den Gliedmaßen locker und flexibel, können wir auf fast jeder Sitzgelegenheit bequem sitzen.

Nehmen wir theoretisch mal an, es gäbe wirklich den idealen Stuhl, der unseren Körper in der besten Weise unterstützt oder uns durch eingebaute Wackeleffekte in Bewegung hält. Müssten wir diesen dann zu allen unseren beruflichen und freizeitlichen Beschäftigungen mitnehmen? Das geht wohl kaum – und welche Abhängigkeit wäre das! Aber wie sitzen wir, wenn wir diesen Wunderstuhl nicht zur Verfügung haben – z.B. Im Biergarten auf der Bank oder in der Bahn? Sind wir dann „sitztechnisch“ rettungslos zu „schlechter Haltung“ und Rückenschmerzen verdammt?

Nein, denn wir können mit den Mitteln der Alexander-Technik lernen, auf jedem Untergrund locker und flexibel zu sitzen! Im Unterricht lernen Sie, den Körper immer lockerer zu lassen, so dass Sie es sich unter (fast) allen Umständen in (fast) allen Sitzgelegenheiten bequem machen können. Im Unterricht lernen Sie eine ganz neue Art der Lockerheit, Einfachheit und Balance beim Sitzen kennen – und werden dadurch unabhängig von Ihrer Sitzgelegenheit!

„Sport ist nicht Mord“ dank Alexander-Technik

Sport ist in der heutigen bewegungsarmen Zeit wichtig. Joggen, Krafttraining, Fitnesstraining, Pilates, Yoga, Tanzen oder ähnliche Methoden dienen dazu, für den Alltag fit und gesund zu bleiben. Doch haben sie nicht selten „Nebenwirkungen“ durch Fehlbelastung und Überforderung. Zerrungen, Überlastungserscheinungen oder Rückenschmerzen sind leider keine Seltenheit. Die Alexander-Technik ersetzt keinen Sport, sie macht ihn effektiver und weniger „gefährlich“.

Welche Art von Fitness-Programm oder Sport man wählt und wie viel Zeit und Energie man darauf verwendet ist eine Frage der persönlichen Neigungen: von spazieren, wandern, walken, joggen bis schwimmen, Gymnastik, Bauchtanz und Klettern ist alles gut.

Der Schuss kann leicht nach hinten losgehen

Entscheidend ist  nicht so sehr, WAS Sie tun, sondern WIE Sie es tun. Der „Schuss kann leicht nach hinten losgehen“: falsch ausgeführt kann ein Training schnell zur Qual werden oder zu Schmerzen und Verletzungen führen. Mancher Jogger musste erfahren, dass er nach anfänglichem Enthusiasmus leider Beschwerden bekam – an den Füßen, Knien oder im Rücken – und er das Joggen wieder bleiben lassen musste. Das ist sehr schade – und unnötig. Denn mit den Prinzipien der Alexander-Technik hätte er sein Joggen so ausgeführt, dass er sich dadurch nicht schadet. Er wäre aufmerksam für seinen Körper gewesen und wäre sich der Art seines Laufens bewusst gewesen.

Alexander-Technik unterstützt Sie beim Sport

Die Alexander-Technik ersetzt keinen Sport – aber sie bietet die gedankliche Grundlage dazu, dass Sie Ihr Training  mit natürlichen Bewegungen ausführen. Sie verhindert, dass Sie sich durch Fehlbelastungen und Überforderung einen Schaden zuzufügen.

Alexander-Technik hat keine schädlichen Nebenwirkungen – sie verhindert die schädlichen Nebenwirkungen des Sportes.

Welche Art von Bewegung und Training Sie sich auch ausgesucht haben – die Alexander-Technik unterstützt Sie dabei. Schließlich möchten Sie sich doch aufbauen, und nicht lahm legen.

Für Alexander-Technik benötigen Sie keine zusätzliche Zeit. Sie wenden sie während Ihres Sportprogramms ein – jederzeit.

Die Kunst der Selbststeuerung – Stoppen, Planen, Ausführen

Leben mit Autopilot

Haben Sie schonmal darüber nachgedacht, wie Sie vom Stuhl aufstehen und sich hinstelllen oder wie Sie Ihre Kaffeetasse halten oder staubsaugen?? Können Sie beschreiben, wie Sie diese Vorgänge ausführen? Wenn Sie nicht schon seit einiger Zeit die Alexander-Technik praktizieren, dann werden Sie wahrscheinlich mit „nein“ antworten. Dabei erleichtert dieser kleine Gedankenprozess der zu dem bewussten Tun nötig ist, Ihren Alltag und erhöht die Lebensqualität.

Normalerweise bewegen wir uns auf der Basis des „Autopiloten“. Das heisst, wir denken bei unseren gewohnten Handlungen nicht darüber nach, wie wir sie ausführen. Wir sitzen, stehen, gehen oder bücken uns völlig unerbewusst. Durch Alexander-Technik beginnen wir, unsere alltäglichen Bewegungen neu zu durchdenken – und zwar bevor und während wir sie ausführen. Das hat mehrere Vorteile: Wir sind nicht mehr Sklave unserer alten Gewohnheit, sondern erschaffen uns einen neuen Bewegungsplan und erzielen dadurch effektivere, effizientere und gesündere Bewegungen.

Leben mit bewusster Selbststeuerung

Selbststeuerung heißt, nicht nach Autopilot, sondern bewusst nach einem sinnvollen Plan zu handeln.

Folgende Lernschrite sind dazu notwendig:

  1. Das Stoppen des Autopiloten
    Zunächst benötigen wir das Bewusstsein für den gegenwärtigen Moment und stoppen gedanklich unser unterbewusstes Handeln. Dies erfordert einige Übung, aber dieser „Gedankenstopp“ stellt sich immer häufiger ein. Alexander nannte diesen Vorgang „Inhibition“
  2. Selbstwahrnehmung im gegenwätigen Moment
    Wir lenken die Aufmerksamkeit auf die Wahnehmung unseres Körpers und unserer Gedanken.
  3. Plan erarbeiten
    Durchdenken und Wählen der passenden Mittel, um die Bewegung umzusetzen. Nach welchem Prinzip funktioniert die Bewegung? Was benötigen wir genau, um sie ausführen zu können.
  4. Die Bewegung entsprechend des Plans ausführen
    Kontrollieren Sie nicht die Einzelheiten des vorher durchdachten Plans, sondern führen sie ihn aus im Vertrauen darauf, dass der Körper diesen Plan gut umsetzt.Jeder dieser Schritte benötigt zunächst Anleitung, um ihn zu verstehen. Dies wird im Alexander-Technik-Unterricht erarbeitet und dann selbstständig geübt. Schon nach kurzer Zeit fällt er viel leichter und mit der Zeit übt man ihn selbstständig aus.Dieser Prozess wird sich mit der Zeit erleichternd auf Ihren gesamten Tagesablauf auswirken!

Focus-Artikel: Körpersprache made in Hollywood

Im Focus – Gesundheit erschien ein schöner Artikel, wie die Alexander-Technik bei den SchauspielerInnen in Hollywood zur Verbesserung ihrer Körpersprache angewendet wird:
Körpersprache made in Hollywood

Leichtigkeit und Reife

„Reife ist ein Prozess von Subtraktion, nicht von Addition.“ (M. Chadbourne)
Dieses Zitat spricht mir aus der Seele, denn es umfasst ein wichtiges Prinzip der Alexander-Technik, dem Prinzip des Weglassens von Unnötigem. Was haben Leictigkeit und persönliche Reife miteinander zu tun?

Leichtigkeit

Schauen wir uns erst einmal an, auf welchem Prinzip Leichtigkeit entstehen kann. Teilnehmer in meinen Alexandertechnik-Workshops äußern oft den Wunsch, dass sie sich Leichtigkeit im Leben wünschen. Sie leiden unter der Belastung des Alltags und hegen den berechtigen Wunsch, dass die Dinge des alltäglichen Lebens ihnen leichter fallen sollen. Diese Teilnehmer kommen mit der Vorstellung zur Alexander-Technik, dass sie dort eine „gute Haltung“ oder eine richtige Vorgehensweise lernen müssen, damit sie leichter werden.

Doch in dem Moment, wo sie etwas vermeintlich Richtiges „tun“, strengen sie sich erfahrungsgemäß noch mehr an als zuvor. Oft stellen diese neuen „Lösungen“ aber nur das andere Extrem der alten Belastung dar und fühlen sich genauso schwer an. Die wirkliche Lösung liegt darin, anzuhalten  und in Ruhe zu überlegen, welche selbstgeschaffenen Störfaktoren zu eliminieren sind.

Nehmen wir das Beispiel des mühelosen Sitzens. Beim vermeintlich „richtigen“ sitzen strengen sich die meisten Leute an, um gerade und aufrecht zu sitzen: Sie drücken die Wirbelsäule nach oben, spannen dabei Hals, Schultern und Lendenwirbelsäule an. Das sieht nicht nur bemüht aus, sondern ist auch sehr anstrengend – alles andere als leicht.Wenn das Ziel aber Leichtigkeit ist, kann Anstrengung nicht die Lösung sein.

Die Alexander-Technik nähert sich von der anderen Seite: Ist eine Haltung oder Tätigkeit schwer, dann „tut“ man bereits zuviel. Die Lösung liegt darin, das Zuviel, das Unnötige wegzulassen. Demnach geschieht müheloses Sitzen durch Weglassen der Muskelspannung, mit der man sich anspannt und „zusammenstaucht“.  Die leichtere und bessere Haltung oder Bewegung ergibt sich also durch den Prozess des Weglassens, nicht durch „richtiges Tun“. Sie ist wesentlich flexibler und wird meist als erstaunlich angenehm und mühelos empfunden.

Dieser Prozess  – das Eliminieren von Störfaktoren – bildet das Rückgrat der Alexander-Technik, denn die Alexander-Technik ist die Kunst des Weglassens von Unnötigem und Schädlichem. Dies führt zu Leichtigkeit im Leben. Geübt wird dieser Prozess im Alexandertechnik Unterricht  an der Ausführung von kleinen alltäglichen Handlungen, wie zum Beispiel Sitzen, Stehen, Gehen oder Tragen.

Reife durch Selbststeuerung

Die Fähigkeit, diese unnötigen Anspannungen loszulassen, lernt man  im Alexandertechnik-Unterricht. Dies geschieht durch einen Prozess der Selbstwahrnehmung und Selbststeuerung, durch den man nicht nur die Leichtigkeit der einzelnen Tätigkeiten erlernt,  sondern sich selbst auch besser kennen und weise zu steuern lernt. Selbstwahrnehmung und Selbststeuerung helfen im Ringen mit eingefleischten Gewohnheiten und Verhaltensweisen  – und hier bietet die Alexander-Technik wertvolle Hilfen –  die  „mentalen Disziplinen“. Mit ihnen wird dem Autopiloten und den Gewohnheitsfallen zu Leibe gerückt und es können fest eingravierte Verhaltensweisen nach neuen Wünschen geändert werden.

Leichtigkeit und Reife haben somit dieselbe Wurzel: Das Leben wir leichter und besser durch das Weglassen von selbsterschaffenem Ballast und Störfaktoren. Grundlage dafür sind eine gute Selbstwahrnehmung und die Fähigkeit, den Autopiloten zu stoppen und sich selbst bewusst zu steuern.

Belastungen verringern mit Alexander-Technik

Ganz normale Anforderungen können sich durch viele Faktoren zu Belastungen auswachsen. Manche Faktoren sind beeinflussbar, andere nicht. Dies muss im Einzelfall differenziert betrachtet werden, doch grundsätzlich ist eine Einflussnahme gegeben, wenn es um das eigene Verhalten geht. Welche Faktoren spielen eine Rolle, wenn wir Belastungen verringern möchten?

Was und Wie

Es ist nicht so entscheidend, was man tut, sondern wie man etwas tut. Die weitaus wichtigste Einflussmöglichkeit liegt erfahrungsgemäß in der Art und Weise, wie man an eine Aufgabe herangeht. Besteht der Arbeitsalltag aus langem Sitzen am PC, ist es natürlich gut, einen bequemen Stuhl und eine gut funktionierende Tastatur und Maus zu haben, doch die Art und Weise, wie man in diesem Stuhl sitzt und wie man mit den eigenen Schultern und Armen umgeht, wenn man Tastatur und Maus bedient, ist wesentlich entscheidender.

In einem großen Unternehmen litten viele Mitarbeiter unter starken Verspannungen und Rückenproblemen. Sie klagten über ihre Arbeitsplatzeinrichtung in den Büros, deren Zustand sie als Ursache für die körperlichen Beschwerden ansahen. Sie wünschten sich neue Stühle und ergonomisch ausgerichtete Tastaturen und Mäuse.

Keine Beachtung wurde dagegen der Art und Weise geschenkt, in der die Mitarbeiter an ihren Plätzen saßen: gebeugt, mit vorgestrecktem Kopf angespannten Schultern und Armen. Nachdem die Büros neu ausgestattet waren, saßen die Mitarbeiter in der gleichen Art und Weise an ihren Arbeitsplätzen wie vorher: gebeugt, mit vorgestrecktem Kopf, angespannten Schultern und Armen. Das neue Mobiliar hatte zwar ein „ergonomischeres“ Design als das alte, doch die Gewohnheiten, damit umzugehen, waren bei den Mitarbeitern die alten geblieben.

Innen statt Außen

Die Änderung von äußeren Voraussetzungen hilft nur bedingt. Viel ausschlaggebender ist der eigene Umgang mit den Gegebenheiten. Mobilar und weitere Rahmenbedingungen können noch so gut sein – wenn man sich bei den kleinsten Bewegungen dauernd anspannt, nützen einem die guten Rahmenbedingungen nicht viel. Achtet man dagegen auf einen guten Umgang mit sich selbst, ist man wesentlich unabhängiger von den äußeren Rahmenbedingungen.

Im Alexandertechnik-Unterricht kann jeder immer wieder die Erfahrung machen, wie stark ein bewusster Umgang mit dem eigenen Körper, mit dem Handwerkszeug und dem äußeren Kontext die Situation enorm erleichtert.

Wie Musiker leichter und besser spielen können

Musiker brauchen eine brillante Koordination und Körperbeherrschung, um ihre musikalischen Vorstellungen auf dem Instrument nach ihren Wünschen umsetzen zu können. Dafür ist es sehr wichtig, musikalische und technische Grundprinzipien zu kennen und zu beherrschen. Mindestens ebenso wichtig ist ein guter und effektiver Umgang mit ihrem „Instrument“ Körper und eine gute mentale Steuerung – sowohl beim Instrumentalspiel als auch beim Singen.

Probleme durch zu hohe Anspannung

Zum Beispiel ist eine Passage manchmal technisch und musikalisch klar, aber „der Arm reicht in der hohen Lage nicht bequem ums Griffbrett herum“, „die Finger sind plötzlich nicht schnell genug“, „der Ton ist zu hoch“ oder „die Luft reicht nicht aus“ – alles aus unerfindlichen Ursachen. Manchmal sucht man dann nach äußeren Gründen, z.B., dass der Kinnhalter nicht passt, der Stuhl nicht bequem ist, man keinen Platz hat etc.

Musiker übersehen bei der Korrektur dieser äußeren Gegebenheiten aber, dass das „Problem“ oft mehr damit zu tun hat, wie sie in diesem Moment an die Passage herangehen. Oft spannen sie sich beim Spielen der Stelle – oder sogar schon vorher – im ganzen Körper so sehr an, dass die Teile, die sie für die Passage brauchen, nicht frei genug sind. Genau genommen kann mit diesem Grad an Anspannung die Stelle eigentlich gar nicht optimal gelingen!

„Anders üben“ statt „Mehr vom Gleichen“

Üblicherweise würde man nun diese Stelle noch „besser“ üben – obwaohl man sie im Grunde schon ausreichend beherrscht und sich für eine gelungene Ausführung lediglich selbst im Weg steht. Das bedeutet aber meistens, dass man „mehr vom Gleichen“ tut und sein Problem damit lediglich stabilisiert. Erfolgversprechender ist es, die Stelle ohne unnötige Nebenanspannungen am ganzen Körper auszuführen. Viele Musiker sind überrascht, wie leicht plötzlich viele vermeintliche „Problemstellen“ werden, und wie viel Klang sich zusätzlich entfaltet.

Grundsätzlich kann jeder Musiker, ob Profi oder Laie, von dieser Vorgehensweise profitieren und die bisher erarbeitete instrumentenspezifische Technik mit grundlegenden Bewegungsprinzipien in Einklang bringen. Einerseits erhöht er dadurch sofort die Qualität des musikalischen Vortrages, und es gelingt leichter, musikalische und technische Ziele umzusetzen. Andererseits beugt er frühzeitig Problemen vor, die zu Bewegungseinschränkungen oder sogar Berufsunfähigkeit führen können.

Die Alexander-Technik hilft dabei, Musik zu machen, ohne sich dabei „zu verbiegen“, zu verspannen, oder sich sogar langfristig ernsthaft zu schädigen. Sie bietet dadurch eine wertvolle Hilfestellung im Übe-Alltag, im Unterricht und in Konzertsituationen.

Natürliche lockere Aufrichtung beim Tango

Hier ein paar Eindrücke aus der Praktika in Mönchengladbach, die ich unter dem Motto „Alexander-Technik und Tango“  gemeinsam mit der Tango-Lehrerin Ilona Rios gehalten habe.

Ich war ganz beeindruckt, dass so viele interessierte (und nette) Tänzerinnen und Tänzer zu dieser „Drop-In“ erschienen sind. 3 – 4 Paare waren erwartet, 10 Paare sind gekommen! Die Atmosphäre war schön und die Ergebnisse waren prima. Für die Qualität des Tanzens ist eine lockere Aufrichtung von entscheidender Bedeutung. Die Bewegungen werden sofort koordinierter und fühlen sich auch für die Tanzpartner/innen besser an.  Hier möchte ich einen Aspekt zum Thema „Aufrichtung“ aufgreifen, den wir im Workshop vermittelt haben.

Natürliche Aufrichtung

Im Kurs gingen die Tänzer/innen zunächst zur Musik durch den Raum. Während des Gehens wurden sie mit leichten Berührungen von mir eingeladen, unnötige und überflüssige Spannungen loszulassen, vor allem im Schulter-Nacken-Bereich. Meine Berührunge helfen ihnen dabei, die Aufmerksamkeit auf diese Partien zu lenken und diese zu entspannen.

Das ausgewogene Spannungsverhältnis zwischen Kopf und Wirbelsäule und dem Rest des Rumpfes ist von äußerster Wichtigkeit und ist dafür verantwortlich, wie gut sich der Rest des Körpers organisiert. Sind die Spannungsverhältnisse im Schulter-Nacken-Bereich zu groß, schränken sie die Flexibilität der Wirbelsäule ein und beeinträchtigen dadurch automatisch die Beweglichkeit des gesamten Körpers. Sind die Spannungsverhältnisse locker und entspannt, bleibt die Wirbelsäule beweglich und dies wirkt sich positiv auf die Beweglichkeit des gesamten Körpers aus.

Nachdem die Tänzer mit Hilfe der Berührungen die Anspannung der Halsmuskeln loslassen konnten, beschrieben einige, dass sie sich größer und leichter fühlten, so als würden sie schweben. Sie spürten, wie ihr Gang insgesamt geschmeidiger wurde.  Ihre Tanzbewegungen  wurden fließender, was sowohl von innen zu spüren, als auch von außen zu sehen war.

In dieser Praktika habe ich ein wichtiges Prinzip der Alexander-Technik angesprochen: Wenn wir aufhören, das Falsche zu tun, tut sich das Richtige von alleine. Wichtig ist, dass die Tänzer/innen erfahren und lernen, dass eine lockere, natürliche Aufrichtung ganz von alleine geschieht, wenn man locker lässt. Sie sollen sich nicht mit Kraft geraderecken, sondern die Kräfte seinzulassen, mit denen sie sich sich herunterdrückt und dabei die Wirbelsäule verkrümmt haben. Diese neue Art der Aufrichtung können sie dann ohne größere Anstrengung für längere Zeit beibehalten. Die Fähigkeit, unnötige Anspannung in der Wirbelsäule (Achse) und in den Schultern und Armen loszulassen während des Gehens ist die erste Stufe auf dem Weg zu einer allgemeinen Lockerheit beim Tango.

Das Neue ist ungewohnt

Natürlich fühlt sich diese neue Art der Aufrichtung und Bewegung für die meisten Tänzer/innen sehr fremd an. Die erste Reaktion ist, dass sie wieder in das alte gewohnte Schema zurückgehen. Doch mit der neuen Erfahrung ist es möglich, immer wieder die Veränderung zu einer lockeren Aufrichtung gedanklich einzuleiten. Nach ein paar Übungsrunden und der Unterstützung von mir gelingt es ihnen zunehmend leichter und selbstverständlicher, sich während des Gehens und Tanzens locker zu lassen. Und nach einigen weiteren Runden konnten sie diesen lockeren Zustand zunehmend selbst – also ohne meine Hilfe und Berührungen – rein gedanklich beibehalten und wiederherstellen.

Die Rückmeldungen der Tänzerinnen waren sehr positv: Sie mögen diese neue Erfahrung der Lockerheit und des „Schwebens“ und freuen sich auf eine Fortsetzung der gemeinsamen Praktika-Erfahrung mit Ilona und mir in Mönchengladbach.

Weitere Details unter www.alexandertechnik-duesseldorf.de