Der neueste Thrill

Die Gamescom 2015 – Next Level of Entertainment – hat ihre Tore geöffnet, Spielefans drängeln sich an diesem Wochenende wieder einmal durch die ausverkauften Hallen der um sich dort anden neuesten Playstations oder hinter 3-D-Brillen den großen Kick zu holen.

Das Interesse daran, in eine virtuelle Welt abzutauchen, scheint riesig zu sein und manche Spieler kommen in voller Verkleidung ihres Lieblingsspielhelden. (Im Verkleiden sind die Kölner ja auch geübt). Auf jeder Messe müssen neue Spiele präsentiert werden – blinkender, schneller und ausgefeilter als im Vorjahr.

Wenn man vor 14 Tagen in Düsseldorf auf die größte Kirmes am Rhein ging, konnte man in 80 Meter Höhe über Kopf hängend und sich drehend die Welt betrachten. Die Achterbahn hatte wieder einige Loopings mehr und auch der Rest der Fahrgeschäfte war nur noch etwas für Lebensmüde. Jedes Jahr schneller, höher, weiter – einfach zum Zeitvertreib. Was drängt uns Menschen dazu, immer neuen Thrills hinterherzujagen oder uns leichtsinnig zum Zeitvertreib sogar Gefahren auszusetzen?

Die anerzogene Verachtung des „Normalen“

F.M. Alexander schrieb 1923 in einem Artikel über „Glück“:
„Leider wurde uns beigebracht, dass alle normalen, notwendigen und daher häufigsten Handlungen im Leben automatisch und unbewusst sein müssen; aus diesem Grund sind sie uns gleichgültig geworden. Wir verlieren allmählich die Fähigkeit, den nützlichen und normalen Lebensaktivitäten im Bereich Hören, Sehen oder Tun usw. ein bewusstes Interesse entgegenzubringen und Freude abzugewinnen. Es ist kein Wunder, dass wir eher oder später Befriedigung in weniger normalen und weniger nützlichen Aktivitäten suchen, und damit ein übermäßiges und schädliches Bedürfnis nach spezifischen Anreizen und Erregungszuständen oder nach anderen spezifischen Vergnügungen schaffen!“

Achtsamkeit und Bewusstheit bringen den „Kick“

Meine Erfahrung im Alexander-Technik Unterricht ist tatsächlich: Die ganz alltäglichen Dinge mit Achtsamkeit und Bewusstheit zu verrichten und nicht automatisch so schnell und unbewusst abzuarbeiten führt dazu, sie nicht als langweilig zu empfinden. Im Gegenteil, man zieht mehr Spaß und Zufriedenheit aus ihnen. Je zufriedener man grundsätzlich ist, desto weniger ist man darauf angewiesen, immer nach dem neuesten Thrill von außen zu suchen. Statt dessen geben Achtsamkeit und Bewussheit den Kick von innen.

Welche Reaktionen wählen wir?

Die Bereiche der Alexander-Technik

Begegnet man der Alexander-Technik zum ersten Mal, begegnet man ihr meistens auf einer physischen Ebene – als Mittel, um körperliche Beschwerden zu vermeiden oder zu verringern, als Hilfe zu leichteren Bewegungen, besserer „Haltung“, größerer Eleganz, mehr Leichtigkeit und Bewegungsschönheit. Doch sie kann VIEL mehr!

Als ich mit der Alexander-Technik begann, wollte ich auf dem kürzesten Weg meine Schulterschmerzen loswerden und eine bessere Koordination beim Klavierspielen erlangen und war überzeugt, ich könnte auf direktem Weg meinen Körper verbessern.

Diese gewünschten Effekte kann man mit Hilfe der Alexander-Technik wirklich erreichen, doch sind dies eher die Nebenprodukte der eigentlichen Essenz. Erst nach vielen Jahren eigener Anwendungspraxis verstand ich, was die wirkliche Essenz der Alexander-Technik ist.

Mentale Steuerung bestimmt unseren Körper

Wir sind nicht nur lediglich „Körper“ oder lediglich „Geist“, sondern immer beides zusammen – beide Elemente sind nicht voneinander trennbar. Unser geistiger, mentaler Anteil wäre ohne den Körper auf dieser Erde nicht handlungsfähig und der Körper würde sich ohne den mentalen Antrieb nicht in Bewegung setzen.

Veränderung geschieht immer auf beiden Ebenen, doch der Impuls dazu wird im Mentalen gesetzt. Um „körperliche“ Effekte und Veränderungen zu erreichen, müssen wir zuerst die mentale Steuerung in die gewünschte Richtung lenken. Hier liegt der wahre Hebel, den die Alexander-Technik zur Veränderung seines gesamten Selbst zur Verfügung stellt.

Wie reagieren wir auf Reize?

Veränderung spielt sich essentiel in der Frage und auf der Ebene ab, wie wir auf Stimuli reagieren – Stimuli von innen und von außen. Welche Reaktionen auf unsere Gedanken, Emotionen, Gelüste, oder Verluste wählen wir? Wie reagieren wir auf Lärm, Zeitdruck, Müdigkeit oder Schmerzen? Wie auf Lob, Kritik oder Drohungen? Wie treten wir in Kontakt, wie schützen wir uns, wie setzen wir Grenzen, wie lernen wir?

All diese Reaktionen haben eine mentale, eine emotionale und eine körperliche Komponente. Wir reagieren z.B. auf Zeitdruck, indem wir denken „Beil dich, mach schneller, sonst geht es schlimm aus“ und gleichzeiti mit einem Gefühl von Druck und Angst und großer Muskelanspannung.

Oft haben wir unsere Reaktionsmuster auf Autopilot gestellt und reagieren zu heftig und zu kraftraubend. Mit Hilfe der Alexander-Technik können wir lernen, den Autopiloten zu stoppen und angemessener und ressoucenschonender auf alle Situationen des Lebens zu reagieren – sowohl auf der gedanklichen, als auch auf der emotionalen und der körperlichen Ebene.

Da wir dadurch nicht ständig am mentalen und körperlichen Kraftlimit sind (wir nennen das z.B. „Stress“ und „Verspannungen“), werden wir ausgeglichener und zufriedener – und nebenbei auch körperlich lockerer.

Die Freiheit, zu wählen macht zufrieden

Unsere Arbeit als Alexander-Technik Lehrer zielt in erster Linie darauf ab, die Menschen sich Ihrer Selbst als ganzes Wesen – körperlich, mental und emotional – bewusster werden zu lassen. Dies eröffnet die Möglichkeit, auf einen Reiz hin erst einmal zu stoppen und dann eine angemessene Reaktion zu formulieren – und zwar auf allen drei Ebenen.

Unabhängiger von alten Automatismen und freier in der Wahl von angemesseneren Verhaltensweisen zu werden macht Menschen zufrieden und glücklich. Und damit ist die Alexander-Technik ein wertvoller Baustein auf dem Weg zu Zufriedenheit und Glück!

Unsere neuen Filme über Alexander-Technik

Unsere neuen Film über Alexander-Technik sind fertig! Vielen Dank an alle Mitwirkenden, die sich für den Film als Interviewpartner zur Verfügung gestellt haben und mit ihren wunderbaren Beiträgen die Filme so lebendig haben werden lassen!

Ein Film sagt mehr als tausend Worte

Immer wieder werde ich gefragt, was die Alexander-Technik eigentlich ist. Auch meine Schüler sind manchmal etwas ratlos, wenn sie zu Hause oder im Freundeskreis erklären möchten, was sie im Unterricht lernen. Ging es Ihnen auch schon so? Damit sich auch „Neulinge“ etwas unter der Methode vorstellen können, habe wir zwei Filme gedreht, die jeweils ca. 4 Minuten dauern.

Was zeigen die Filme?

1. Im ersten Film wird die Funktionsweise der Alexander-Technik dargestellt. Interviews mit Schülern der Alexander-Technik und Unterrichtsbeispiele veranschaulichen die Wirkungsweise, die Vorteile und einige Anwendungsgebiete der Methode.

https://www.youtube.com/watch?v=ebZL2vUsd_s

2. Im zweiten Film werden einige Teilnehmer der Jahresgruppe und der Ausbildung zum Alexander-Lehrer interviewt. Anschaulich stellen sie dar, welche Vorteile sie durch die intensive Beschäftigung mit der Alexander-Technik genießen. Der Zuschauer erhält Einblick in die Inhalte und die Struktur der Ausbildung.

https://www.youtube.com/watch?v=XJc0VjbjIJU

Viel Spaß beim Schauen!

Aufrechte Haltung ohne Rückenschmerzen & Co beim Tango

Mit „Tango“ assoziiert man Passion und leidenschaftliche Musik etc. – aber nicht krumme Rücken, schlechte Haltung, Anstrengung oder Schmerzen im Rücken, in den Knien, Armen und Füßen. Und doch sind angestrengte Gliedmaßen und Schmerzen für viele Tänzer eine Realität. Die Alexander-Technik kann  zur Verbesserung beitragen und wieder für mehr Leichtigkeit sorgen.

Schlechte Haltung, Krummer Rücken?  – Bessere Haltung mit Alexander-Technik

Eine krumme Haltung sieht weder schön aus, noch fühlt sie sich für den Partner gut an. Vor allem wirkt sie sich auf den Kontakt zwischen den Tanzpartnern störend aus. Deshalb bemühen sich viele Tango Tänzerinnen und Tänzer um eine aufrechte Haltung – aber was tun?

Dies ist ein häufig zu beobachtendes Ritual bei Tango-Tänzer/innen: Zu Beginn eines Tangos strecken sich die Tänzer nochmal gerade und richten kräftig ihren Oberkörper auf. Doch schon nach ein paar Takten fällt diese gestreckte Haltung wieder in sich zusammen und der Rundrücken setzt sich durch. Warum ist das so?

1. Diese mit Kraft eingenommene gestreckte Haltung ist zu anstrengend, als dass man sie durchhalten könnte. Eine natürliche gute Haltung strengt nicht an, sie entlastet vielmehr die Wirbelsäule, die Arme und die Beine. Ein Bewegungsprinzip der Alexander-Technik besagt: Es geht nicht darum, sich mit Kraft hochzurecken, sondern die Kräfte wegzulassen, mit denen man sich herunterdrückt und dabei die Wirbelsäule verkrümmt. Die Wirbelsäule streckt sich mühelos von ganz alleine.

Durch individuelle Bewegungsexperimente und durch sanfte Berührungs-Anleitung im  Alexander-Technik-Unterricht bekommt man ein ganz anderes Gefühl dafür, was „aufrecht stehen“ und „aufrecht gehen“ wirklich bedeutet und wie leicht das eigentlich ist. Vor allem das Gefühl der Leichtigkeit überrascht und erfreut viele TänzerInnen, und sie merken, wieviel Potential an neuer Beweglichkeit in dieser neuen Art liegt. Anmutige und leichte Bewegungen sind die Folge und lassen Raum für ein sensibles miteinander Tanzen.

2. Die krumme Haltung ist jahrelang eingeübt , man hat sich daran gewöhnt und deshalb fühlt sich deshalb „richtig“ an. Es bedarf eines wirklichen Umlernprozesses, um diesen eingetretenen Pfad verlassen zu können, da sich die neue Art der Aufrechtung oft „falsch“ anfühlt – zu wackelig oder schief. Es ist deshalb hilfreich, eine andere Person als Referenz-Punkt zu haben. Dafür ist der Alexander-Lehrer ideal. Im Alexandertechnik-Unterricht lernt man, mit lang eingefleischten Gewohnheiten aufzuräumen und frischen Wind in die alte Haltung zu bringen.

Rückenschmerzen müssen nicht sein

Viele Tango-TänzerInnen spüren während oder nach dem Tanzen ihren Rücken unangenehm. Durch eine gebeugte Haltung, aber auch durch eine übermäßig gestreckte Wirlsäule, durch das Tragen von High Heels, durch „unpassenden“ Kontakt mit dem Partner (z.B. bei Größenunterschieden) kann es immer wieder zu Rückenschmerzen kommen. Oft „kämpfen“ sie mit dem Griff des Partners oder halten sich aus Unsicherheit zu sehr am Gegenüber fest, drücken mehr als nötig im Arm- oder Kopf-Kontakt.

Diese Probleme verschwinden, wenn man lernt, die Wirbelsäule flexibel zu lassen und unnötige Anstrengung wegzulassen. Dann kommt man mit hohen Schuhen und dem Verhalten des Partners viel leichter zurrecht.
Im Alexandertechnik-Unterricht liegt der Fokus daruaf, übermäßige und unnötige Anstrengung wegzulassen. Der Rücken dankt es einem, weil er nicht mehr so überbeansprucht wird und er hält länger schmerzfrei durch.

Man muss nicht unbedingt Schmerzen haben, um beim Tango-Tanzen von Alexander-Technik zu profitieren. Sie hilft auch, um die Tanz-Bewegungen leichter auszuführen und in besseren Kontakt mit dem Partner zu kommen. Wer dies lernen möchte, kann an einem neuen Kurs teilnehmen:

Infos unter www.alexandertechnik-duesseldorf.de

Was sind Verspannungen?

„Ich habe solche Verspannungen in den Schultern! Wie kann ich die nur loswerden?“

Wer hat diesen Satz noch nie gehört bzw. ausgesprochen? Er spiegelt die Einstellung wieder, dass eine Verspannung ein fremdes Wesen wäre, das sich frech auf unsere Schultern gehockt hat und einfach nicht weggehen will. Dabei ist das Gegenteil der Fall! Wir selbst sind die Hauptverursacher unserer Verspannungen und lassen diese nicht los.

Wie entstehen Verspannungen?

Physiologisch gesehen sind Verspannungen eine Dauerkontraktion unserer Muskeln. Unsere Muskeln arbeiten aber nicht von allein, sondern sie brauchen steuernde Befehle von uns, um zu kontrahieren (sich zusammenziehen). Selbst wenn wir von diesen Befehlen nichts wissen – wir senden sie trotzdem aus.  Ohne diese Befehle würde einfach nichts passieren.

Das geschieht vor allem, indem wir ungeeignete Denkweisen auf unsere Bewegungen anwenden, wie z.B.:

  1. Falsche Vorstellungen und ungeeigneter Plan, wie eine Bewegung zweckmäßig ausgeführt wird.
  2. Aufbringen von viel zu viel Muskelspannung innerhalb einer Bewegung (mit Kanonen auf Spatzen schießen)
  3. das Aufrechterhalten dieser Spannung weit über diesen Bewegungsablauf hinaus
  4. (Daueranspannung), weil sich diese Spannung nun gewohnt, also richtig anfühlt
  5. Zu wenig Aufmerksamkeit für den gegenwärtigen Moment.
  6. das Nachgeben einer „Gewohnheit“, weil sie sich vertraut anfühlt (oft auch noch, wenn diese als schädlich erkannt wurde)

Erfahrungsgemäß werden sämtliche Bewegungen, die wir im Laufe des Tages ausüben, auf Grund dieser falschen Vorstellungen ausgeführt – nicht nur in diejenigen, die wir als unbequem oder schmerzhaft empfinden. Massive Verspannungen, die z.T. Beschwerden oder Schmerzen bereiten, verursachen wir meistens nicht von heut auf morgen, sondern wir „arbeiten“ meist Jahre  an diesem permanenten Überspannungszustand.

Wie vermeiden wir Verspannungen?

Das Positive ist: Da wir selbst die Verspannungen verursachen, können wir auch wieder damit aufhören. Und wir können lernen, wie wir diese Befehle stoppen können. Besser noch, wir können lernen, diese Befehle erst gar nicht zu formulieren und auszusenden.
Die Alexander-Technik hilft dabei, den falschen Vorstellungen über unseren Körper auf die Spur zu kommen und gleichzeitig eine neue, effektivere mentale Steuerung auszubilden.
Die Fähigkeit, sich konstruktive Anweisungen zu geben, steigt mit der Zeit durch diesen Lernprozess. Alte Symptome haben so die Chance, sich zurückzubilden und neuen wird vorgebeugt.

Gut Ding braucht Weile – Veränderung braucht Zeit

Der fromme Wunsch nach „Spontanheilung“

Meist kommen Menschen erst auf die Idee, sich zu verändern, wenn es irgendwo klemmt oder gar schon brennt. Und dann soll sich die Verbesserung möglichst schnell oder sofort einstellen. Soweit der Plan.

Als Frau S.  zu mir in den Unterricht kam, hatte sie bereits seit einiger Zeit Rückenschmerzen. Irgendwann in ihrem Bürojob begannen sie, und nach geraumer Zeit beschloss sie, dass nun „etwas passieren muss“. Seitdem hat sie eine längere Odyssee an Maßnahmen hinter sich. wie Massage, Sport, Yoga etc.  Nun bekam sie von einer Freundin die Empfehlung, die Alexander-Technik zu probieren.

Ihre erste Frage war, wie lange es denn dauern würde, bis ihre Rückenschmerzen weg seien.
Ich antwortete ihr – so wie ich stets auf diese Frage reagiere – dass weder ich noch jemand anderes den Zeitraum abschätzen könnte, weil Schmerzen sehr „unsichere Kandidaten“ sind, deren Auftreten und Verschwinden nicht immer unserer Logik folgten.

Ich schlug ihr vor, dass wir mit dem Unterricht beginnen und beobachten, was passiert. Jedoch wird der Lern-Prozess einige Zeit dauern. Ihre nächste Frage war daraufhin, wie lange sie denn Unterricht nehmen müsse.

Bewusstheit entwickeln braucht Zeit und Geduld

Ich erklärte ihr, dass die neuen Dinge, die sie im Unterricht lernt, nicht schwer zu erlernen seien, das Meiste ist sogar sehr leicht nachvollziehbar und im Unterricht auch leicht anwendbar. Der schwierigste Faktor ist die Umsetzung im Alltag. Nicht, dass es nicht genügend Gelegenheiten dazu gäbe … Aber meistens sind wir „zu beschäftigt“ mit unseren alltäglichen Aufgaben, so dass wir glatt „vergessen“, das neu Erlernte anzuwenden. Zu schnell „versanden“ dann die neuen Erkenntnisse. – Schade.

Mit Alexander-Technik zum Selbst-Bewusstsein

Ein großer Teil der Unterrichtszeit wird also darauf verwendet, das Neue zu implementieren und durchzuhalten. Dazu brauchen wir größere Aufmerksamkeit und ein erhöhtes Bewusstsein von uns selbst und den Sitautionen.  – Und dies zu erlangen braucht Training.

Dieses Training  – das Erhöhen des Selbst-Bewusstseins – ist eines der Kernpunkte der Alexander-Technik. Selbst-Bewusstsein bedeutet, dass wir die Wahl sehen, die wir haben, und dass wir uns entscheiden können, wie wir handeln und diesen Freiraum gestalten können. Von diesem höheren Selbst-Bewusstsein auskönnen wir dann eine Verhaltensänderung in die gewünscht Richtung führen.

Die 1-Jahres-Regel

Dieses Training braucht Zeit. Alexander sprach von der „1-Jahres-Regel“. Gute Verhaltensweisen müssen ca. 1 Jahr lang durchgehalten werden, bis sie nachhaltige Erfolge zeitigen. Dafür ist eine geschulte Begleitung notwendig – z.B. ein Alexander-Lehrer. Er oder sie begleitet den Lern-Prozess, bis der Schüler ihn verinnerlicht hat.

Es macht Sinn, Unterrichtsstunden über einen Zeitraum von ca. 1 Jahr zu nehmen oder an der intensiven Jahres-Gruppe teilzunehmen. Das Veränderungspotenzial in diesem Kontext ist sehr groß und wirkt sich auf viele Gebiete des Lebens positiv aus.

Gerade in diesem September beginnt ein neuer Jahreskurs und ich als Leiterin freue mich jetzt schon auf die Fortschritte, die die Teilnehmer auf dieser spannenden Reise erzielen werden. Frau S. ist mit dabei!

Weitere Infos unter Jahresgruppe

Gruppenunterricht – Miteinander lernen

Gruppenunterricht in Alexander-Technik macht Spaß und ist sehr lebendig, kommunikativ und effektiv. Leider ist das Vorurteil nur schwer auszurotten, das besagt, dass man die Alexander-Technik am besten im Einzelunterricht lernt. Meiner Erfahrung nach ist das Gegenteil der Fall – Gruppenunterricht intensiviert und beschleunigt das Lernen der Alexander-Technik.

Was ist Gruppenunterricht in der Alexander-Technik?

Gruppenunterricht ist keine Massenabfertigung, denn im Mittelpunkt stehen die Interessen eines jeden einzelnen Gruppenmitgliedes. Jeder Teilnehmer bekommt in einer eigenen Arbeitssequenz individuelle Unterstützung von mir und den anderen Gruppenteilnehmern.

Die Vorteile von Gruppenunterricht

In meiner Alexander-Technik Unterrichtspraxis habe ich die besten Erfahrungen mit Gruppenunterricht gemacht:

  • Gruppenunterricht macht Spaß und ist sehr lebendig, kommunikativ und effektiv.
  • Die Teilnehmer haben in dieser Form die Möglichkeit, gleich auf mehreren Ebenen zu lernen: Sie können sowohl Erfahrungen selber „am eigenen Leib“ machen, als auch bei den Mitschülern Veränderungen und Erfahrungen beobachten.
  • Durch die Aktivitäten der anderen Gruppenteilnehmer bekommen sie Anregungen, in welchen unterschiedlichen Gebieten sich die Alexander-Technik anwenden lässt und können diese Erfahrung auf das eigene Leben übertragen.
  • Gruppenmitglieder lernen, ihre (Bewegungs)-Erfahrungen zu beschreiben, zu diskutieren und an den Veränderungen Spaß zu haben.
  • Die Teilnehmer unterstützen sich gegenseitig mit konstruktivem Feedback.

Workshops

Kurz, es ist ein lebendiger, umfassender Lernvorgang, in dem die Schüler erfahrungsgemäß schnelle Fortschritte erzielen.Noch intensiver sind die Workshops an unserem Institut, an denen mehrere Lehrer unterrichten. In diesem Format ist ein umfangreiches Lernen möglich: Schüler lernen von Mitschülern und von unterscheidlichen Lehrern. Hier haben die Prinzipien der Alexander-Technik gleich mehrere unterschiedliche Stimmen und Ausdrucksweisen, verkörpert durch die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Lehrer.

Diese Vielfalt an Eindrücken unterstützt das individuelle Lernen!

Der nächste Workshop findet vom 30.10. – 01.11 2015 in Düsseldorf statt

Tasche tragen mit Leichtigkeit

Manche Taschen und Rucksäcke sind echt schwer! Mehrere Bücher, Hefte, Laptop und Wasserflasche bringen schon ganz schön Gewicht auf die Schulter. Und machmal bleibt es nicht bei einer einzigen Schulter-Tasche – in der anderen Hand hält man eine Einkaufstüte, einen Geigenkasten oder andere sperrige Sachen. Schulterschmerzen sind da keine Seltenheit.
Doch es geht auch leichter. Beachtet man einige Grundsätze, ist Tasche tragen gar nicht so schlimm:

  1. Die Vorbereitung ist das A und O
    Der gesamte Körper kann locker sein beim Stehen.

    Tasche tragen mit hochgezogener Schulter

    Tasche tragen mit hochgezogener Schulter

    Hängt man eine Tasche oder einen Rucksack an den Körper, wird dadurch ein Ungleichgewicht erzeugt, das der Körper sofort ausgleichen muss. Dazu benötigt er viele Gelenke und Muskeln in den unterschiedlichsten Körperbereichen. Diese sollten von vornherein, noch ohne die Last der Tasche, so locker sein, dass sie nicht schon durch unnötige Anspannung vorbelastet sind, sondern dem Organismus aktionsfähig zur Verfügung stehen. Spannt man zum Beispiel die Hüftgelenke zu sehr an und streckt die Knie durch, fallen diese Geleke bei der Aufgabe des Gewichtsausgleichs und der Balance aus und der Körper muss andere – ungeeignetere Körperpartien rekrutieren, wie z.B. die Wirbelsäule, die dadurch unnötig belastet wird.
    Bevor  man sich ein zusätzliches Gewicht aufschultert, sollte man zunächst für eine allgemeine Lockerheit im gesamten Körper und in allen Gelenken sorgen.
    Die Lockerheit der Kopf-Hals-Beziehung und der Wirbelsäule ist dabei entscheidend: durch sie wird der gesamte Körper flexibel und kann dadurch das zusätzliche Gewicht mühelos ausgleichen. Dies ist ein Organisationsprinzip des Körpers, auf das wir in der Alexander-Technik immer als erstes zurückgreifen, um uns für eine Bewegung neu zu organisieren und zu koordinieren.

  2. Tasche nur auflegen / Rucksack nur aufsetzen
    Tasche tragen mit lockerer Schulter

    Tasche tragen mit lockerer Schulter

    Eine gängige Fehlannahme ist, dass die Tasche „mit der Schulter“ zu tragen sei. Fast jeder zieht dabei die Schulter hoch, um die Tasche zu stützen oder am Platz zu halten, damit sie nicht rutscht. Dadurch trägt man aber nun das Gewicht der Tasche und seine Schultern. Was für eine überflüssige Anstrengung! Ist es da ein Wunder, dass die Schultermuskulatur irgendwann vor Überlastung streikt?
    Dabei kann es ganz einfach sein: Idealerweise liegt die Tasche nur auf der Schulter. Die Schulter bleibt dabei passiv wie ein Kleiderhaken, sie fängt das Gewicht der Tasche ledigleich auf aund leitet es an die (lockere) Wirbelsäule und die Beinen weiter, die gemeinsam viel stärker sind als die Schulter.

  3. Das Gewicht nicht durch eine schiefe Haltung ausgleichen
    Ein weiterer Fehler besteht in dem Versuch, das entstehende Ungleichgewicht durch das Hinlehnen zur Gegenseite ausgleichen. Trägt man die Tasche zum Beispiel auf der linken Schulter, verlagert man das Gewicht auf die rechte Seite, wodurch man die Wirbelsäule seitlich beugt und dabei versteift. Die linke Schulter ist dabei hochgezogen (siehe Punkt 2). Beim Rucksacktragen lehnt man sich nach vorn, zieht beide Schultern hoch, streckt den HAls nach vorn und wirft den Kopf in den Nacken. Doch diese Gegenbewegungen verschlimmern nur die Lage, denn der Körper hat nun zwei Probleme: erstens das Gewicht der Tasche und zweitens die Schieflage zur Gegenseite. Beides zusammen ist immens anstrengend.
    Der Organismus gleicht idealerweise die Dysbalance von alleine aus und psendelt sich in der Mitte ein. Voraussetzung ist, dass man ihn locker und flexibel lässt (Punkt 1). Er findet auf diese Weise eine effiziente und kraftsparende Lösung, die nur den minimalsten Kraftaufwand und Muskeleinsatz erfordert.

Beachtet man diese drei Grundsätze, wird das Tasche Tragen leicht und beschwerdefrei. So kommt man unbeschadet von Ort zu Ort  – mit seinem vielfältigen Hab und Gut auf den Schultern.

Sich selbst im Tango neu erleben

Erfahrungsbericht aus 11 Monaten „Tango meets Alexander-Technik“

Tango-Tanzen gehört mit zu den wunderbarsten Beschäftigungen der Welt – darüber sind sich die Tangotänzer einig. Doch manchmal ist der Genuss am Tanzen auch geschmälert, weil der eigene Körper „rumzickt“: Füße und Rumpf kommen koordinativ durcheinander oder Rücken, Nacken, Knie, Füße, Arme oder Schultern melden sich unliebsam und schmerzhaft.

Ein unbeschwertes Tanzgefühl

Wie ein neues und unbeschwertes Tanzgefühl entstehen kann, zeigen wir – Ilona Rios und Irma Hesz –   in den letzten 8 Monaten im Kurs „Tango meets Alexander-Technik“. Für uns Lehrerinnen ist es toll, wenn unsere Teilnehmer/innen immer wieder begeistert berichten, wie viel leichter und schöner im Laufe dieser Zeit ihr Tanzvergnügen geworden ist. Unsere Termine finden 1 mal im Monat an jedem 1. Montag im Monat statt. Kursort ist der schöne Saal im Geneickener Bahnhof in Mönchengladbach-Rheydt. Ab September werden die Kurse auch in Düsseldorf stattfinden, da dieser Ort für einige leichter erreichbar ist.

Alle Teilnehmenden können ohne Tanzpartner erscheinen, da es nicht um das Erlernen von Tanzschritten geht, sondern um einen optimalen und schonenden Umgang mit dem eigenen Körper währen der Tanzbewegungen.
 Tanzbewegungen im Tango sind stehen, gehen, drehen und Pivots, Rumpfdrehungen und Armbewegungen für die Umarmung. Aus diesen Grundbewegungen werden alle weiteren speziellen Bewegungen abgeleitet.
 Jeder Kurstag steht unter einem  einem speziellen Thema, z.B. Achse, Kontakt und Umarmung, Ochos oder Verzierungen etc. Hier werden jedoch keine neuen Schritte erlernt, sondern erkundet, wie man sich in den Bewegungen wohler fühlen kann.

Start mit den Grudprinzipien

Wir beginnen jeden Kurstag mit dem Grundprinzip der Alexander-Technik, nämlich mit der ausgewogenen Balance zwischen Kopf und Wirbelsäule. Mit Hilfe von leichten Berührungen laden Ilona und ich die Tänzerinnen und Tänzer ein, unnötige und überflüssige Spannungen loszulassen, vor allem im Schulter-Nacken-Bereich. Die Berührungen helfen ihnen dabei, die Aufmerksamkeit auf diese Partien zu lenken und diese zu entspannen.

Das ausgewogene Spannungsverhältnis zwischen Kopf und Wirbelsäule und dem Rest des Rumpfes ist von äußerster Wichtigkeit und ist dafür verantwortlich, wie gut sich der Rest des Körpers organisiert. Sind die Spannungsverhältnisse im Schulter-Nacken-Bereich zu groß, schränken sie die Flexibilität der Wirbelsäule ein und beeinträchtigen dadurch automatisch die Beweglichkeit des gesamten Körpers. Sind die Spannungsverhältnisse locker und entspannt, bleibt die Wirbelsäule beweglich und dies wirkt sich positiv auf die Beweglichkeit des gesamten Körpers aus.

Nachdem die Tänzer/innen mit Hilfe der Berührungen die Anspannung der Halsmuskeln loslassen konnten, beschrieben einige, dass sie sich größer und leichter fühlten, so als würden sie schweben. Sie spürten, wie ihr Stehen und ihr Gang insgesamt geschmeidiger wurde. In Folge davon werden die Tanzbewegungen fließender, was sowohl von innen zu spüren, als auch von außen zu sehen war
Oft kommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon etwas gestresst vom Wochenanfang in den Kurs und bringen ihre täglichen Anspannungen und Verspannungen mit. Schon durch diese erste Übung lassen sie einen großen Teil der Anspannung zurück.

Nach diesem nützlichen Basis-Warm-up beginnen wir mit den spezifischen Themen des Tages – Gehen, drehen, Umarmen etc., doch immer auf der Grundlage, dass jede einzelne Bewegung so locker und geschmeidig wie möglich ausgeführt wird. Nicht die spezifische Bewegung steht im Vordergrund, sondern die Qualität und Lockerheit im gesamten Körper, mit der sie ausgeführt wird.

Alte Muster verlassen

Immer wieder verfallen die Teilnehmenden in ihr altes Muster, sich ausschließlich auf die spezifische Aufgabe zu konzentrieren und damit ihre eigene körperliche Verfassung aus den Augen zu verlieren. Ziel des Kurses ist es aber, den Zustand des eigenen Körpers und die eigene Bewegungsqualität gleichzeitig während des Tanzens nicht aus den Augen zu verlieren, während man sich mit den spezifischen Aufgabenstellungen des Tanzes beschäftigt.

Für die meisten ist diese Teilung der Aufmerksamkeit auf äußere und auf innere Bewegungen ein vollkommendes neues Feld. Zu Beginn kostet diese neue Art der Aufmerksamkeit noch viel Hirnschmalz, doch mit der Zeit können die Tänzer dies besser integrieren. Von Anfang an finden sie es jedoch spannend, sich auf diese Weise neu kennenzulernen und ihr Potenzial besser auszuschöpfen.
Unser Resümee nach den 11 Monaten: Die Verbindung von Tango und Alexander-Technik ist eine wunderbare Kombination zweier Künste und setzt in den Tänzer/innen viel Potenzial frei! Wir machen weiter!

Stimme und Alexander-Technik

Ankommen und verstanden werden!

Die Alexandertechnik-gestützte Arbeit an der Stimme zielt darauf ab,  ein Gleichgewicht zwischen Körper, Stimme und Wort herzustellen. Je ausgewogener diese Kanäle miteinander interagieren, umso authentischer wirkt eine Person. Da die Stimme nur bedingt „manipulierbar“ ist, kann eine authentische Änderung der stimmlichen Signale nur durch eine Änderung auf der mentalen Ebene geschehen.

So hilft die AT bei funktionellen Stimmstörungen

Mit Hilfe der Alexander-Technik lernen Menschen ihre Denk- und Verhaltensstrukturen in Bezug auf den Gebrauch ihrer Stimme kennen und entwickeln in einem spannenden Veränderungsprozess bessere Alternativen.

Herr K. Ist Lehrer und kommt aufgrund einer funktionellen Stimmstörung und Heiserkeit zum Alexandertechnik Unterricht. Er bekommt vorwiegend dann Probleme mit seiner Stimme, wenn er sich vor der Klasse stimmlich Aufmerksamkeit verschaffen möchte. Doch wenn er lauter spricht, wird sein Hals eng, das Sprechen anstrengend und die Stimme klanglos. Zunächst denkt Herr K., dass er etwas beim Sprechvorgang selbst falsch macht. Im Unterricht erkennt er jedoch, wie viel unnötige Anspannung im ganzen Körper er zum Sprechen einsetzt.  Diese ganzkörperliche Anspannung wirkt sich hinderlich auf die Stimmerzeugung aus und begrenzt sein Stimmvolumen.

Die Alexandertechnik-gestützen Arbeit mit der Stimme basiert auf einem wichtigen Prinzip der Alexander-Technik: „Weniger ist mehr“. Es besagt, dass es bei Verhaltensänderungen nicht darum geht, etwas anderes zu tun, sondern darum, das Überflüssige wegzulassen. F.M. Alexander beschrieb diesen Prozess so: „Wenn man aufhört, das Falsche zu tun, wird sich das Richtige von alleine tun“. Durch diese neuen Herangehensweise lernt Herr K., das „Falsche zu stoppen“ und dadurch seine ganzkörperliche Überspannung aufzulösen. Dadurch verbessert sich nicht nur seine Stimme deutlich, sondern er strahlt auch eine größere persönliche Präsenz aus, die ihm vor der Klasse eine natürliche Autorität verleiht.

Wie bei Herrn K. ist bei vielen Menschen mit funktionellen Stimmstörungen der eigene Umgang mit dem Stimmapparat so ungesund, dass die resultierenden Funktionseinschränkungen ihre Lebensqualität beeinträchtigen. Mangelndes Volumen, dünner Stimmklang, Heiserkeit oder sogar Knötchen auf den Stimmbändern sind keine seltenen Beschwerden. Da der eigene Fehl-Gebrauch der Stimme zur Stimmstörung geführt hat, liegt der Fokus der Alexandertechnik-Arbeit im Beseitigen dieses Fehl-Gebrauchs. Dies geschieht dadurch, dass alte anstrengende Muster gestoppt und statt dessen leichtere Lösungsmöglichkeiten individuell gefunden werden, wie sie die Stimme effizient benutzen können.

Zu dem Thema Stimme und AT gibt es regelmäßig Kurse mit Irma Hesz und der Sopranistin Carolina Rüegg.