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Sich selbst im Tango neu erleben

Erfahrungsbericht aus 11 Monaten „Tango meets Alexander-Technik“

Tango-Tanzen gehört mit zu den wunderbarsten Beschäftigungen der Welt – darüber sind sich die Tangotänzer einig. Doch manchmal ist der Genuss am Tanzen auch geschmälert, weil der eigene Körper „rumzickt“: Füße und Rumpf kommen koordinativ durcheinander oder Rücken, Nacken, Knie, Füße, Arme oder Schultern melden sich unliebsam und schmerzhaft.

Ein unbeschwertes Tanzgefühl

Wie ein neues und unbeschwertes Tanzgefühl entstehen kann, zeigen wir – Ilona Rios und Irma Hesz –   in den letzten 8 Monaten im Kurs „Tango meets Alexander-Technik“. Für uns Lehrerinnen ist es toll, wenn unsere Teilnehmer/innen immer wieder begeistert berichten, wie viel leichter und schöner im Laufe dieser Zeit ihr Tanzvergnügen geworden ist. Unsere Termine finden 1 mal im Monat an jedem 1. Montag im Monat statt. Kursort ist der schöne Saal im Geneickener Bahnhof in Mönchengladbach-Rheydt. Ab September werden die Kurse auch in Düsseldorf stattfinden, da dieser Ort für einige leichter erreichbar ist.

Alle Teilnehmenden können ohne Tanzpartner erscheinen, da es nicht um das Erlernen von Tanzschritten geht, sondern um einen optimalen und schonenden Umgang mit dem eigenen Körper währen der Tanzbewegungen.
 Tanzbewegungen im Tango sind stehen, gehen, drehen und Pivots, Rumpfdrehungen und Armbewegungen für die Umarmung. Aus diesen Grundbewegungen werden alle weiteren speziellen Bewegungen abgeleitet.
 Jeder Kurstag steht unter einem  einem speziellen Thema, z.B. Achse, Kontakt und Umarmung, Ochos oder Verzierungen etc. Hier werden jedoch keine neuen Schritte erlernt, sondern erkundet, wie man sich in den Bewegungen wohler fühlen kann.

Start mit den Grudprinzipien

Wir beginnen jeden Kurstag mit dem Grundprinzip der Alexander-Technik, nämlich mit der ausgewogenen Balance zwischen Kopf und Wirbelsäule. Mit Hilfe von leichten Berührungen laden Ilona und ich die Tänzerinnen und Tänzer ein, unnötige und überflüssige Spannungen loszulassen, vor allem im Schulter-Nacken-Bereich. Die Berührungen helfen ihnen dabei, die Aufmerksamkeit auf diese Partien zu lenken und diese zu entspannen.

Das ausgewogene Spannungsverhältnis zwischen Kopf und Wirbelsäule und dem Rest des Rumpfes ist von äußerster Wichtigkeit und ist dafür verantwortlich, wie gut sich der Rest des Körpers organisiert. Sind die Spannungsverhältnisse im Schulter-Nacken-Bereich zu groß, schränken sie die Flexibilität der Wirbelsäule ein und beeinträchtigen dadurch automatisch die Beweglichkeit des gesamten Körpers. Sind die Spannungsverhältnisse locker und entspannt, bleibt die Wirbelsäule beweglich und dies wirkt sich positiv auf die Beweglichkeit des gesamten Körpers aus.

Nachdem die Tänzer/innen mit Hilfe der Berührungen die Anspannung der Halsmuskeln loslassen konnten, beschrieben einige, dass sie sich größer und leichter fühlten, so als würden sie schweben. Sie spürten, wie ihr Stehen und ihr Gang insgesamt geschmeidiger wurde. In Folge davon werden die Tanzbewegungen fließender, was sowohl von innen zu spüren, als auch von außen zu sehen war
Oft kommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon etwas gestresst vom Wochenanfang in den Kurs und bringen ihre täglichen Anspannungen und Verspannungen mit. Schon durch diese erste Übung lassen sie einen großen Teil der Anspannung zurück.

Nach diesem nützlichen Basis-Warm-up beginnen wir mit den spezifischen Themen des Tages – Gehen, drehen, Umarmen etc., doch immer auf der Grundlage, dass jede einzelne Bewegung so locker und geschmeidig wie möglich ausgeführt wird. Nicht die spezifische Bewegung steht im Vordergrund, sondern die Qualität und Lockerheit im gesamten Körper, mit der sie ausgeführt wird.

Alte Muster verlassen

Immer wieder verfallen die Teilnehmenden in ihr altes Muster, sich ausschließlich auf die spezifische Aufgabe zu konzentrieren und damit ihre eigene körperliche Verfassung aus den Augen zu verlieren. Ziel des Kurses ist es aber, den Zustand des eigenen Körpers und die eigene Bewegungsqualität gleichzeitig während des Tanzens nicht aus den Augen zu verlieren, während man sich mit den spezifischen Aufgabenstellungen des Tanzes beschäftigt.

Für die meisten ist diese Teilung der Aufmerksamkeit auf äußere und auf innere Bewegungen ein vollkommendes neues Feld. Zu Beginn kostet diese neue Art der Aufmerksamkeit noch viel Hirnschmalz, doch mit der Zeit können die Tänzer dies besser integrieren. Von Anfang an finden sie es jedoch spannend, sich auf diese Weise neu kennenzulernen und ihr Potenzial besser auszuschöpfen.
Unser Resümee nach den 11 Monaten: Die Verbindung von Tango und Alexander-Technik ist eine wunderbare Kombination zweier Künste und setzt in den Tänzer/innen viel Potenzial frei! Wir machen weiter!

Auf welchem Stuhl sitzen wir richtig?

Sitzen am Tisch, in der Bahn, im Auto, auf Bierbänken oder auf dem Sofa wird oft als belastend empfunden. Als Überltäter für unsere Beschwerden fallen schnell die Möbel in Verdacht. Doch liegt es wirklich an den Möbeln? Oft kann man sie sich ja nicht aussuchen! Was tun?

Immer wieder werde ich im Unterricht gefragt, welches der richtige Stuhl ist und ob man nicht besser auf einem Hocker oder einem Balance-Stuhl sitzen und das Sofa abschaffen sollte. Meiner Erfahrung nach packt man mit dieser Art der Fragestellung das Problem von der falschen Seite an.In meinen 21 Unterrichtsjahren habe ich folgende Beobachtung gemacht: Ich habe einige Menschen locker und andere verkrampft in „guten“ Stühlen sitzen sehen. Ebenso habe ich einige Menschen locker und andere verkrampft in „schlechten“ Stühlen sitzen sehen. Der Stuhl scheint also nicht der ausschlaggebende Faktor zu sein! Was ist dann aber wichtig, um angenehm in einem x-beliebigen Sitzmöbel zu sitzen?

Der Ausschlaggebende Faktor für angenehmes und gesundes Sitzen ist unsere eigene Lockerheit. Unser Körper ist ein Wunderwerk an Anpassungsfähigkeit und Flexibilität – solange wir ihn nicht übermäßig anspannen und damit unflexibel und steif machen. Sind wir in der Wirbelsäule und den Gliedmaßen locker und flexibel, können wir auf fast jeder Sitzgelegenheit bequem sitzen.

Nehmen wir theoretisch mal an, es gäbe wirklich den idealen Stuhl, der unseren Körper in der besten Weise unterstützt oder uns durch eingebaute Wackeleffekte in Bewegung hält. Müssten wir diesen dann zu allen unseren beruflichen und freizeitlichen Beschäftigungen mitnehmen? Das geht wohl kaum – und welche Abhängigkeit wäre das! Aber wie sitzen wir, wenn wir diesen Wunderstuhl nicht zur Verfügung haben – z.B. Im Biergarten auf der Bank oder in der Bahn? Sind wir dann „sitztechnisch“ rettungslos zu „schlechter Haltung“ und Rückenschmerzen verdammt?

Nein, denn wir können mit den Mitteln der Alexander-Technik lernen, auf jedem Untergrund locker und flexibel zu sitzen! Im Unterricht lernen Sie, den Körper immer lockerer zu lassen, so dass Sie es sich unter (fast) allen Umständen in (fast) allen Sitzgelegenheiten bequem machen können. Im Unterricht lernen Sie eine ganz neue Art der Lockerheit, Einfachheit und Balance beim Sitzen kennen – und werden dadurch unabhängig von Ihrer Sitzgelegenheit!

Natürliche lockere Aufrichtung beim Tango

Hier ein paar Eindrücke aus der Praktika in Mönchengladbach, die ich unter dem Motto „Alexander-Technik und Tango“  gemeinsam mit der Tango-Lehrerin Ilona Rios gehalten habe.

Ich war ganz beeindruckt, dass so viele interessierte (und nette) Tänzerinnen und Tänzer zu dieser „Drop-In“ erschienen sind. 3 – 4 Paare waren erwartet, 10 Paare sind gekommen! Die Atmosphäre war schön und die Ergebnisse waren prima. Für die Qualität des Tanzens ist eine lockere Aufrichtung von entscheidender Bedeutung. Die Bewegungen werden sofort koordinierter und fühlen sich auch für die Tanzpartner/innen besser an.  Hier möchte ich einen Aspekt zum Thema „Aufrichtung“ aufgreifen, den wir im Workshop vermittelt haben.

Natürliche Aufrichtung

Im Kurs gingen die Tänzer/innen zunächst zur Musik durch den Raum. Während des Gehens wurden sie mit leichten Berührungen von mir eingeladen, unnötige und überflüssige Spannungen loszulassen, vor allem im Schulter-Nacken-Bereich. Meine Berührunge helfen ihnen dabei, die Aufmerksamkeit auf diese Partien zu lenken und diese zu entspannen.

Das ausgewogene Spannungsverhältnis zwischen Kopf und Wirbelsäule und dem Rest des Rumpfes ist von äußerster Wichtigkeit und ist dafür verantwortlich, wie gut sich der Rest des Körpers organisiert. Sind die Spannungsverhältnisse im Schulter-Nacken-Bereich zu groß, schränken sie die Flexibilität der Wirbelsäule ein und beeinträchtigen dadurch automatisch die Beweglichkeit des gesamten Körpers. Sind die Spannungsverhältnisse locker und entspannt, bleibt die Wirbelsäule beweglich und dies wirkt sich positiv auf die Beweglichkeit des gesamten Körpers aus.

Nachdem die Tänzer mit Hilfe der Berührungen die Anspannung der Halsmuskeln loslassen konnten, beschrieben einige, dass sie sich größer und leichter fühlten, so als würden sie schweben. Sie spürten, wie ihr Gang insgesamt geschmeidiger wurde.  Ihre Tanzbewegungen  wurden fließender, was sowohl von innen zu spüren, als auch von außen zu sehen war.

In dieser Praktika habe ich ein wichtiges Prinzip der Alexander-Technik angesprochen: Wenn wir aufhören, das Falsche zu tun, tut sich das Richtige von alleine. Wichtig ist, dass die Tänzer/innen erfahren und lernen, dass eine lockere, natürliche Aufrichtung ganz von alleine geschieht, wenn man locker lässt. Sie sollen sich nicht mit Kraft geraderecken, sondern die Kräfte seinzulassen, mit denen sie sich sich herunterdrückt und dabei die Wirbelsäule verkrümmt haben. Diese neue Art der Aufrichtung können sie dann ohne größere Anstrengung für längere Zeit beibehalten. Die Fähigkeit, unnötige Anspannung in der Wirbelsäule (Achse) und in den Schultern und Armen loszulassen während des Gehens ist die erste Stufe auf dem Weg zu einer allgemeinen Lockerheit beim Tango.

Das Neue ist ungewohnt

Natürlich fühlt sich diese neue Art der Aufrichtung und Bewegung für die meisten Tänzer/innen sehr fremd an. Die erste Reaktion ist, dass sie wieder in das alte gewohnte Schema zurückgehen. Doch mit der neuen Erfahrung ist es möglich, immer wieder die Veränderung zu einer lockeren Aufrichtung gedanklich einzuleiten. Nach ein paar Übungsrunden und der Unterstützung von mir gelingt es ihnen zunehmend leichter und selbstverständlicher, sich während des Gehens und Tanzens locker zu lassen. Und nach einigen weiteren Runden konnten sie diesen lockeren Zustand zunehmend selbst – also ohne meine Hilfe und Berührungen – rein gedanklich beibehalten und wiederherstellen.

Die Rückmeldungen der Tänzerinnen waren sehr positv: Sie mögen diese neue Erfahrung der Lockerheit und des „Schwebens“ und freuen sich auf eine Fortsetzung der gemeinsamen Praktika-Erfahrung mit Ilona und mir in Mönchengladbach.

Weitere Details unter www.alexandertechnik-duesseldorf.de