Sich selbst im Tango neu erleben

Erfahrungsbericht aus 11 Monaten „Tango meets Alexander-Technik“

Tango-Tanzen gehört mit zu den wunderbarsten Beschäftigungen der Welt – darüber sind sich die Tangotänzer einig. Doch manchmal ist der Genuss am Tanzen auch geschmälert, weil der eigene Körper „rumzickt“: Füße und Rumpf kommen koordinativ durcheinander oder Rücken, Nacken, Knie, Füße, Arme oder Schultern melden sich unliebsam und schmerzhaft.

Ein unbeschwertes Tanzgefühl

Wie ein neues und unbeschwertes Tanzgefühl entstehen kann, zeigen wir – Ilona Rios und Irma Hesz –   in den letzten 8 Monaten im Kurs „Tango meets Alexander-Technik“. Für uns Lehrerinnen ist es toll, wenn unsere Teilnehmer/innen immer wieder begeistert berichten, wie viel leichter und schöner im Laufe dieser Zeit ihr Tanzvergnügen geworden ist. Unsere Termine finden 1 mal im Monat an jedem 1. Montag im Monat statt. Kursort ist der schöne Saal im Geneickener Bahnhof in Mönchengladbach-Rheydt. Ab September werden die Kurse auch in Düsseldorf stattfinden, da dieser Ort für einige leichter erreichbar ist.

Alle Teilnehmenden können ohne Tanzpartner erscheinen, da es nicht um das Erlernen von Tanzschritten geht, sondern um einen optimalen und schonenden Umgang mit dem eigenen Körper währen der Tanzbewegungen.
 Tanzbewegungen im Tango sind stehen, gehen, drehen und Pivots, Rumpfdrehungen und Armbewegungen für die Umarmung. Aus diesen Grundbewegungen werden alle weiteren speziellen Bewegungen abgeleitet.
 Jeder Kurstag steht unter einem  einem speziellen Thema, z.B. Achse, Kontakt und Umarmung, Ochos oder Verzierungen etc. Hier werden jedoch keine neuen Schritte erlernt, sondern erkundet, wie man sich in den Bewegungen wohler fühlen kann.

Start mit den Grudprinzipien

Wir beginnen jeden Kurstag mit dem Grundprinzip der Alexander-Technik, nämlich mit der ausgewogenen Balance zwischen Kopf und Wirbelsäule. Mit Hilfe von leichten Berührungen laden Ilona und ich die Tänzerinnen und Tänzer ein, unnötige und überflüssige Spannungen loszulassen, vor allem im Schulter-Nacken-Bereich. Die Berührungen helfen ihnen dabei, die Aufmerksamkeit auf diese Partien zu lenken und diese zu entspannen.

Das ausgewogene Spannungsverhältnis zwischen Kopf und Wirbelsäule und dem Rest des Rumpfes ist von äußerster Wichtigkeit und ist dafür verantwortlich, wie gut sich der Rest des Körpers organisiert. Sind die Spannungsverhältnisse im Schulter-Nacken-Bereich zu groß, schränken sie die Flexibilität der Wirbelsäule ein und beeinträchtigen dadurch automatisch die Beweglichkeit des gesamten Körpers. Sind die Spannungsverhältnisse locker und entspannt, bleibt die Wirbelsäule beweglich und dies wirkt sich positiv auf die Beweglichkeit des gesamten Körpers aus.

Nachdem die Tänzer/innen mit Hilfe der Berührungen die Anspannung der Halsmuskeln loslassen konnten, beschrieben einige, dass sie sich größer und leichter fühlten, so als würden sie schweben. Sie spürten, wie ihr Stehen und ihr Gang insgesamt geschmeidiger wurde. In Folge davon werden die Tanzbewegungen fließender, was sowohl von innen zu spüren, als auch von außen zu sehen war
Oft kommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon etwas gestresst vom Wochenanfang in den Kurs und bringen ihre täglichen Anspannungen und Verspannungen mit. Schon durch diese erste Übung lassen sie einen großen Teil der Anspannung zurück.

Nach diesem nützlichen Basis-Warm-up beginnen wir mit den spezifischen Themen des Tages – Gehen, drehen, Umarmen etc., doch immer auf der Grundlage, dass jede einzelne Bewegung so locker und geschmeidig wie möglich ausgeführt wird. Nicht die spezifische Bewegung steht im Vordergrund, sondern die Qualität und Lockerheit im gesamten Körper, mit der sie ausgeführt wird.

Alte Muster verlassen

Immer wieder verfallen die Teilnehmenden in ihr altes Muster, sich ausschließlich auf die spezifische Aufgabe zu konzentrieren und damit ihre eigene körperliche Verfassung aus den Augen zu verlieren. Ziel des Kurses ist es aber, den Zustand des eigenen Körpers und die eigene Bewegungsqualität gleichzeitig während des Tanzens nicht aus den Augen zu verlieren, während man sich mit den spezifischen Aufgabenstellungen des Tanzes beschäftigt.

Für die meisten ist diese Teilung der Aufmerksamkeit auf äußere und auf innere Bewegungen ein vollkommendes neues Feld. Zu Beginn kostet diese neue Art der Aufmerksamkeit noch viel Hirnschmalz, doch mit der Zeit können die Tänzer dies besser integrieren. Von Anfang an finden sie es jedoch spannend, sich auf diese Weise neu kennenzulernen und ihr Potenzial besser auszuschöpfen.
Unser Resümee nach den 11 Monaten: Die Verbindung von Tango und Alexander-Technik ist eine wunderbare Kombination zweier Künste und setzt in den Tänzer/innen viel Potenzial frei! Wir machen weiter!

Stimme und Alexander-Technik

Ankommen und verstanden werden!

Die Alexandertechnik-gestützte Arbeit an der Stimme zielt darauf ab,  ein Gleichgewicht zwischen Körper, Stimme und Wort herzustellen. Je ausgewogener diese Kanäle miteinander interagieren, umso authentischer wirkt eine Person. Da die Stimme nur bedingt „manipulierbar“ ist, kann eine authentische Änderung der stimmlichen Signale nur durch eine Änderung auf der mentalen Ebene geschehen.

So hilft die AT bei funktionellen Stimmstörungen

Mit Hilfe der Alexander-Technik lernen Menschen ihre Denk- und Verhaltensstrukturen in Bezug auf den Gebrauch ihrer Stimme kennen und entwickeln in einem spannenden Veränderungsprozess bessere Alternativen.

Herr K. Ist Lehrer und kommt aufgrund einer funktionellen Stimmstörung und Heiserkeit zum Alexandertechnik Unterricht. Er bekommt vorwiegend dann Probleme mit seiner Stimme, wenn er sich vor der Klasse stimmlich Aufmerksamkeit verschaffen möchte. Doch wenn er lauter spricht, wird sein Hals eng, das Sprechen anstrengend und die Stimme klanglos. Zunächst denkt Herr K., dass er etwas beim Sprechvorgang selbst falsch macht. Im Unterricht erkennt er jedoch, wie viel unnötige Anspannung im ganzen Körper er zum Sprechen einsetzt.  Diese ganzkörperliche Anspannung wirkt sich hinderlich auf die Stimmerzeugung aus und begrenzt sein Stimmvolumen.

Die Alexandertechnik-gestützen Arbeit mit der Stimme basiert auf einem wichtigen Prinzip der Alexander-Technik: „Weniger ist mehr“. Es besagt, dass es bei Verhaltensänderungen nicht darum geht, etwas anderes zu tun, sondern darum, das Überflüssige wegzulassen. F.M. Alexander beschrieb diesen Prozess so: „Wenn man aufhört, das Falsche zu tun, wird sich das Richtige von alleine tun“. Durch diese neuen Herangehensweise lernt Herr K., das „Falsche zu stoppen“ und dadurch seine ganzkörperliche Überspannung aufzulösen. Dadurch verbessert sich nicht nur seine Stimme deutlich, sondern er strahlt auch eine größere persönliche Präsenz aus, die ihm vor der Klasse eine natürliche Autorität verleiht.

Wie bei Herrn K. ist bei vielen Menschen mit funktionellen Stimmstörungen der eigene Umgang mit dem Stimmapparat so ungesund, dass die resultierenden Funktionseinschränkungen ihre Lebensqualität beeinträchtigen. Mangelndes Volumen, dünner Stimmklang, Heiserkeit oder sogar Knötchen auf den Stimmbändern sind keine seltenen Beschwerden. Da der eigene Fehl-Gebrauch der Stimme zur Stimmstörung geführt hat, liegt der Fokus der Alexandertechnik-Arbeit im Beseitigen dieses Fehl-Gebrauchs. Dies geschieht dadurch, dass alte anstrengende Muster gestoppt und statt dessen leichtere Lösungsmöglichkeiten individuell gefunden werden, wie sie die Stimme effizient benutzen können.

Zu dem Thema Stimme und AT gibt es regelmäßig Kurse mit Irma Hesz und der Sopranistin Carolina Rüegg.

Artikel: Alexander Technique Unteaches Bad Habits

Paul McCartney, Madonna, Victoria Beckham, Heath Ledger, Robin Williams, John Cleese und viele andere prominente Performer haben die Alexander-Technik zu ihrem Vorteil genutzt. Hier ist ein schöner Artikel über die Funktionsweise der Alexander-Technik, was sie ist und was sie kann.

Artikel: Alexander Technique Unteaches Bad Habits

Wenn Sie selbst herausfinden möchten, was die Alexander-Technik für Sie tun kann, besuchen Sie unsere nächsten Seminare. Hier finden Sie die Termine.

Gut Ding braucht Weile – Veränderung braucht Zeit

Das dringende Problem

Meist kommen Menschen erst auf die Idee, sich zu verändern, wenn es irgendwo klemmt oder gar schon brennt. Und dann soll sich die Verbesserung möglichst schnell oder sofort einstellen. Soweit der Plan.

Als Frau S. zu mir in den Unterricht kam, hatte sie bereits seit einiger Zeit Rückenschmerzen. Irgendwann in ihrem Bürojob begannen sie, und nach geraumer Zeit beschloss Frau S., dass nun „etwas passieren muss“. Seitdem hat sie eine längere Odyssee an Maßnahmen hinter sich. wie Massage, Sport, Yoga etc. Nun bekam sie von einer Freundin die Empfehlung, die Alexander-Technik zu probieren.

Ihre erste Frage war, wie lange es denn dauern würde, bis ihre Rückenschmerzen weg seien. Ich antwortete ihr – so wie ich stets auf diese Frage reagiere – dass weder ich noch jemand anderes den Zeitraum abschätzen könnte, weil Schmerzen sehr „unsichere Kandidaten“ sind, deren Auftreten und Verschwinden nicht immer unserer Logik folgten. Ich schlug ihr vor, dass wir mit dem Unterricht beginnen und beobachten, was passiert. Jedoch wird der Lern-Prozess einige Zeit dauern.

Wie viele Unterrichtsstunden dauert es?

Ihre nächste Frage war daraufhin, wie lange sie denn Unterricht nehmen müsse. Ich erklärte ihr, dass die neuen Dinge, die sie im Unterricht lernt, nicht schwer zu erlernen seien, das Meiste ist sogar sehr leicht nachvollziehbar und im Unterricht auch leicht anwendbar.

Der schwierigste Faktor ist die Umsetzung im Alltag. Nicht, dass es nicht genügend Gelegenheiten dazu gäbe … Aber meistens sind wir „zu beschäftigt“ mit unseren alltäglichen Aufgaben, so dass wir glatt „vergessen“, das neu Erlernte anzuwenden. Zu schnell „versanden“ dann die neuen Erkenntnisse. – Schade. Ein großer Teil der Unterrichtszeit wird also darauf verwendet, das Neue zu implementieren und durchzuhalten. Dazu brauchen wir größere Aufmerksamkeit und ein erhöhtes Bewusstsein von uns selbst und den Sitautionen. – Und dies zu erlangen braucht Training.

Dieses Training – das Erhöhen des Selbst-Bewusstseins – ist eines der Kernpunkte der Alexander-Technik. Selbst-Bewusstsein bedeutet, dass wir die Wahl sehen, die wir haben, und dass wir uns entscheiden können, wie wir handeln und diesen Freiraum gestalten können. Von diesem höheren Selbst-Bewusstsein auskönnen wir dann eine Verhaltensänderung in die gewünscht Richtung führen.

Die 1-Jahres-Regel

Dieses Training braucht Zeit. Alexander sprach von der „1-Jahres-Regel“. Gute Verhaltensweisen müssen ca. 1 Jahr lang durchgehalten werden, bis sie nachhaltige Erfolge zeitigen. Dafür ist eine geschulte Begleitung notwendig – z.B. ein Alexander-Lehrer. Er oder sie begleitet den Lern-Prozess, bis der Schüler ihn verinnerlicht hat. Ein gutes Instrument dazu ist, Unterrichtsstunden über einen Zeitraum von ca. 1 Jahr zu nehmen, oder an der intensiven Jahres-Gruppe teilzunehmen. Das Veränderungspotenzial in diesem Kontext ist sehr groß und wirkt sich auf viele Gebiete des Lebens positiv aus.

Gerade in diesem September wird ein neuer Jahreskurs beginnen und ich als Leiterin freue mich jetzt schon auf die Fortschritte, die die Teilnehmer auf dieser spannenden Reise erzielen werden. Frau S. ist mit dabei!

Auf welchem Stuhl sitzen wir richtig?

Sitzen am Tisch, in der Bahn, im Auto, auf Bierbänken oder auf dem Sofa wird oft als belastend empfunden. Als Überltäter für unsere Beschwerden fallen schnell die Möbel in Verdacht. Doch liegt es wirklich an den Möbeln? Oft kann man sie sich ja nicht aussuchen! Was tun?

Immer wieder werde ich im Unterricht gefragt, welches der richtige Stuhl ist und ob man nicht besser auf einem Hocker oder einem Balance-Stuhl sitzen und das Sofa abschaffen sollte. Meiner Erfahrung nach packt man mit dieser Art der Fragestellung das Problem von der falschen Seite an.In meinen 21 Unterrichtsjahren habe ich folgende Beobachtung gemacht: Ich habe einige Menschen locker und andere verkrampft in „guten“ Stühlen sitzen sehen. Ebenso habe ich einige Menschen locker und andere verkrampft in „schlechten“ Stühlen sitzen sehen. Der Stuhl scheint also nicht der ausschlaggebende Faktor zu sein! Was ist dann aber wichtig, um angenehm in einem x-beliebigen Sitzmöbel zu sitzen?

Der Ausschlaggebende Faktor für angenehmes und gesundes Sitzen ist unsere eigene Lockerheit. Unser Körper ist ein Wunderwerk an Anpassungsfähigkeit und Flexibilität – solange wir ihn nicht übermäßig anspannen und damit unflexibel und steif machen. Sind wir in der Wirbelsäule und den Gliedmaßen locker und flexibel, können wir auf fast jeder Sitzgelegenheit bequem sitzen.

Nehmen wir theoretisch mal an, es gäbe wirklich den idealen Stuhl, der unseren Körper in der besten Weise unterstützt oder uns durch eingebaute Wackeleffekte in Bewegung hält. Müssten wir diesen dann zu allen unseren beruflichen und freizeitlichen Beschäftigungen mitnehmen? Das geht wohl kaum – und welche Abhängigkeit wäre das! Aber wie sitzen wir, wenn wir diesen Wunderstuhl nicht zur Verfügung haben – z.B. Im Biergarten auf der Bank oder in der Bahn? Sind wir dann „sitztechnisch“ rettungslos zu „schlechter Haltung“ und Rückenschmerzen verdammt?

Nein, denn wir können mit den Mitteln der Alexander-Technik lernen, auf jedem Untergrund locker und flexibel zu sitzen! Im Unterricht lernen Sie, den Körper immer lockerer zu lassen, so dass Sie es sich unter (fast) allen Umständen in (fast) allen Sitzgelegenheiten bequem machen können. Im Unterricht lernen Sie eine ganz neue Art der Lockerheit, Einfachheit und Balance beim Sitzen kennen – und werden dadurch unabhängig von Ihrer Sitzgelegenheit!

„Sport ist nicht Mord“ dank Alexander-Technik

Sport ist in der heutigen bewegungsarmen Zeit wichtig. Joggen, Krafttraining, Fitnesstraining, Pilates, Yoga, Tanzen oder ähnliche Methoden dienen dazu, für den Alltag fit und gesund zu bleiben. Doch haben sie nicht selten „Nebenwirkungen“ durch Fehlbelastung und Überforderung. Zerrungen, Überlastungserscheinungen oder Rückenschmerzen sind leider keine Seltenheit. Die Alexander-Technik ersetzt keinen Sport, sie macht ihn effektiver und weniger „gefährlich“.

Welche Art von Fitness-Programm oder Sport man wählt und wie viel Zeit und Energie man darauf verwendet ist eine Frage der persönlichen Neigungen: von spazieren, wandern, walken, joggen bis schwimmen, Gymnastik, Bauchtanz und Klettern ist alles gut.

Der Schuss kann leicht nach hinten losgehen

Entscheidend ist  nicht so sehr, WAS Sie tun, sondern WIE Sie es tun. Der „Schuss kann leicht nach hinten losgehen“: falsch ausgeführt kann ein Training schnell zur Qual werden oder zu Schmerzen und Verletzungen führen. Mancher Jogger musste erfahren, dass er nach anfänglichem Enthusiasmus leider Beschwerden bekam – an den Füßen, Knien oder im Rücken – und er das Joggen wieder bleiben lassen musste. Das ist sehr schade – und unnötig. Denn mit den Prinzipien der Alexander-Technik hätte er sein Joggen so ausgeführt, dass er sich dadurch nicht schadet. Er wäre aufmerksam für seinen Körper gewesen und wäre sich der Art seines Laufens bewusst gewesen.

Alexander-Technik unterstützt Sie beim Sport

Die Alexander-Technik ersetzt keinen Sport – aber sie bietet die gedankliche Grundlage dazu, dass Sie Ihr Training  mit natürlichen Bewegungen ausführen. Sie verhindert, dass Sie sich durch Fehlbelastungen und Überforderung einen Schaden zuzufügen.

Alexander-Technik hat keine schädlichen Nebenwirkungen – sie verhindert die schädlichen Nebenwirkungen des Sportes.

Welche Art von Bewegung und Training Sie sich auch ausgesucht haben – die Alexander-Technik unterstützt Sie dabei. Schließlich möchten Sie sich doch aufbauen, und nicht lahm legen.

Für Alexander-Technik benötigen Sie keine zusätzliche Zeit. Sie wenden sie während Ihres Sportprogramms ein – jederzeit.

Die Kunst der Selbststeuerung – Stoppen, Planen, Ausführen

Leben mit Autopilot

Haben Sie schonmal darüber nachgedacht, wie Sie vom Stuhl aufstehen und sich hinstelllen oder wie Sie Ihre Kaffeetasse halten oder staubsaugen?? Können Sie beschreiben, wie Sie diese Vorgänge ausführen? Wenn Sie nicht schon seit einiger Zeit die Alexander-Technik praktizieren, dann werden Sie wahrscheinlich mit „nein“ antworten. Dabei erleichtert dieser kleine Gedankenprozess der zu dem bewussten Tun nötig ist, Ihren Alltag und erhöht die Lebensqualität.

Normalerweise bewegen wir uns auf der Basis des „Autopiloten“. Das heisst, wir denken bei unseren gewohnten Handlungen nicht darüber nach, wie wir sie ausführen. Wir sitzen, stehen, gehen oder bücken uns völlig unerbewusst. Durch Alexander-Technik beginnen wir, unsere alltäglichen Bewegungen neu zu durchdenken – und zwar bevor und während wir sie ausführen. Das hat mehrere Vorteile: Wir sind nicht mehr Sklave unserer alten Gewohnheit, sondern erschaffen uns einen neuen Bewegungsplan und erzielen dadurch effektivere, effizientere und gesündere Bewegungen.

Leben mit bewusster Selbststeuerung

Selbststeuerung heißt, nicht nach Autopilot, sondern bewusst nach einem sinnvollen Plan zu handeln.

Folgende Lernschrite sind dazu notwendig:

  1. Das Stoppen des Autopiloten
    Zunächst benötigen wir das Bewusstsein für den gegenwärtigen Moment und stoppen gedanklich unser unterbewusstes Handeln. Dies erfordert einige Übung, aber dieser „Gedankenstopp“ stellt sich immer häufiger ein. Alexander nannte diesen Vorgang „Inhibition“
  2. Selbstwahrnehmung im gegenwätigen Moment
    Wir lenken die Aufmerksamkeit auf die Wahnehmung unseres Körpers und unserer Gedanken.
  3. Plan erarbeiten
    Durchdenken und Wählen der passenden Mittel, um die Bewegung umzusetzen. Nach welchem Prinzip funktioniert die Bewegung? Was benötigen wir genau, um sie ausführen zu können.
  4. Die Bewegung entsprechend des Plans ausführen
    Kontrollieren Sie nicht die Einzelheiten des vorher durchdachten Plans, sondern führen sie ihn aus im Vertrauen darauf, dass der Körper diesen Plan gut umsetzt.Jeder dieser Schritte benötigt zunächst Anleitung, um ihn zu verstehen. Dies wird im Alexander-Technik-Unterricht erarbeitet und dann selbstständig geübt. Schon nach kurzer Zeit fällt er viel leichter und mit der Zeit übt man ihn selbstständig aus.Dieser Prozess wird sich mit der Zeit erleichternd auf Ihren gesamten Tagesablauf auswirken!

Focus-Artikel: Körpersprache made in Hollywood

Im Focus – Gesundheit erschien ein schöner Artikel, wie die Alexander-Technik bei den SchauspielerInnen in Hollywood zur Verbesserung ihrer Körpersprache angewendet wird:
Körpersprache made in Hollywood

Leichtigkeit und Reife

„Reife ist ein Prozess von Subtraktion, nicht von Addition.“ (M. Chadbourne)
Dieses Zitat spricht mir aus der Seele, denn es umfasst ein wichtiges Prinzip der Alexander-Technik, dem Prinzip des Weglassens von Unnötigem. Was haben Leictigkeit und persönliche Reife miteinander zu tun?

Leichtigkeit

Schauen wir uns erst einmal an, auf welchem Prinzip Leichtigkeit entstehen kann. Teilnehmer in meinen Alexandertechnik-Workshops äußern oft den Wunsch, dass sie sich Leichtigkeit im Leben wünschen. Sie leiden unter der Belastung des Alltags und hegen den berechtigen Wunsch, dass die Dinge des alltäglichen Lebens ihnen leichter fallen sollen. Diese Teilnehmer kommen mit der Vorstellung zur Alexander-Technik, dass sie dort eine „gute Haltung“ oder eine richtige Vorgehensweise lernen müssen, damit sie leichter werden.

Doch in dem Moment, wo sie etwas vermeintlich Richtiges „tun“, strengen sie sich erfahrungsgemäß noch mehr an als zuvor. Oft stellen diese neuen „Lösungen“ aber nur das andere Extrem der alten Belastung dar und fühlen sich genauso schwer an. Die wirkliche Lösung liegt darin, anzuhalten  und in Ruhe zu überlegen, welche selbstgeschaffenen Störfaktoren zu eliminieren sind.

Nehmen wir das Beispiel des mühelosen Sitzens. Beim vermeintlich „richtigen“ sitzen strengen sich die meisten Leute an, um gerade und aufrecht zu sitzen: Sie drücken die Wirbelsäule nach oben, spannen dabei Hals, Schultern und Lendenwirbelsäule an. Das sieht nicht nur bemüht aus, sondern ist auch sehr anstrengend – alles andere als leicht.Wenn das Ziel aber Leichtigkeit ist, kann Anstrengung nicht die Lösung sein.

Die Alexander-Technik nähert sich von der anderen Seite: Ist eine Haltung oder Tätigkeit schwer, dann „tut“ man bereits zuviel. Die Lösung liegt darin, das Zuviel, das Unnötige wegzulassen. Demnach geschieht müheloses Sitzen durch Weglassen der Muskelspannung, mit der man sich anspannt und „zusammenstaucht“.  Die leichtere und bessere Haltung oder Bewegung ergibt sich also durch den Prozess des Weglassens, nicht durch „richtiges Tun“. Sie ist wesentlich flexibler und wird meist als erstaunlich angenehm und mühelos empfunden.

Dieser Prozess  – das Eliminieren von Störfaktoren – bildet das Rückgrat der Alexander-Technik, denn die Alexander-Technik ist die Kunst des Weglassens von Unnötigem und Schädlichem. Dies führt zu Leichtigkeit im Leben. Geübt wird dieser Prozess im Alexandertechnik Unterricht  an der Ausführung von kleinen alltäglichen Handlungen, wie zum Beispiel Sitzen, Stehen, Gehen oder Tragen.

Reife durch Selbststeuerung

Die Fähigkeit, diese unnötigen Anspannungen loszulassen, lernt man  im Alexandertechnik-Unterricht. Dies geschieht durch einen Prozess der Selbstwahrnehmung und Selbststeuerung, durch den man nicht nur die Leichtigkeit der einzelnen Tätigkeiten erlernt,  sondern sich selbst auch besser kennen und weise zu steuern lernt. Selbstwahrnehmung und Selbststeuerung helfen im Ringen mit eingefleischten Gewohnheiten und Verhaltensweisen  – und hier bietet die Alexander-Technik wertvolle Hilfen –  die  „mentalen Disziplinen“. Mit ihnen wird dem Autopiloten und den Gewohnheitsfallen zu Leibe gerückt und es können fest eingravierte Verhaltensweisen nach neuen Wünschen geändert werden.

Leichtigkeit und Reife haben somit dieselbe Wurzel: Das Leben wir leichter und besser durch das Weglassen von selbsterschaffenem Ballast und Störfaktoren. Grundlage dafür sind eine gute Selbstwahrnehmung und die Fähigkeit, den Autopiloten zu stoppen und sich selbst bewusst zu steuern.

Belastungen verringern mit Alexander-Technik

Ganz normale Anforderungen können sich durch viele Faktoren zu Belastungen auswachsen. Manche Faktoren sind beeinflussbar, andere nicht. Dies muss im Einzelfall differenziert betrachtet werden, doch grundsätzlich ist eine Einflussnahme gegeben, wenn es um das eigene Verhalten geht. Welche Faktoren spielen eine Rolle, wenn wir Belastungen verringern möchten?

Was und Wie

Es ist nicht so entscheidend, was man tut, sondern wie man etwas tut. Die weitaus wichtigste Einflussmöglichkeit liegt erfahrungsgemäß in der Art und Weise, wie man an eine Aufgabe herangeht. Besteht der Arbeitsalltag aus langem Sitzen am PC, ist es natürlich gut, einen bequemen Stuhl und eine gut funktionierende Tastatur und Maus zu haben, doch die Art und Weise, wie man in diesem Stuhl sitzt und wie man mit den eigenen Schultern und Armen umgeht, wenn man Tastatur und Maus bedient, ist wesentlich entscheidender.

In einem großen Unternehmen litten viele Mitarbeiter unter starken Verspannungen und Rückenproblemen. Sie klagten über ihre Arbeitsplatzeinrichtung in den Büros, deren Zustand sie als Ursache für die körperlichen Beschwerden ansahen. Sie wünschten sich neue Stühle und ergonomisch ausgerichtete Tastaturen und Mäuse.

Keine Beachtung wurde dagegen der Art und Weise geschenkt, in der die Mitarbeiter an ihren Plätzen saßen: gebeugt, mit vorgestrecktem Kopf angespannten Schultern und Armen. Nachdem die Büros neu ausgestattet waren, saßen die Mitarbeiter in der gleichen Art und Weise an ihren Arbeitsplätzen wie vorher: gebeugt, mit vorgestrecktem Kopf, angespannten Schultern und Armen. Das neue Mobiliar hatte zwar ein „ergonomischeres“ Design als das alte, doch die Gewohnheiten, damit umzugehen, waren bei den Mitarbeitern die alten geblieben.

Innen statt Außen

Die Änderung von äußeren Voraussetzungen hilft nur bedingt. Viel ausschlaggebender ist der eigene Umgang mit den Gegebenheiten. Mobilar und weitere Rahmenbedingungen können noch so gut sein – wenn man sich bei den kleinsten Bewegungen dauernd anspannt, nützen einem die guten Rahmenbedingungen nicht viel. Achtet man dagegen auf einen guten Umgang mit sich selbst, ist man wesentlich unabhängiger von den äußeren Rahmenbedingungen.

Im Alexandertechnik-Unterricht kann jeder immer wieder die Erfahrung machen, wie stark ein bewusster Umgang mit dem eigenen Körper, mit dem Handwerkszeug und dem äußeren Kontext die Situation enorm erleichtert.