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Welche Reaktionen wählen wir?

Die Bereiche der Alexander-Technik

Begegnet man der Alexander-Technik zum ersten Mal, begegnet man ihr meistens auf einer physischen Ebene – als Mittel, um körperliche Beschwerden zu vermeiden oder zu verringern, als Hilfe zu leichteren Bewegungen, besserer „Haltung“, größerer Eleganz, mehr Leichtigkeit und Bewegungsschönheit. Doch sie kann VIEL mehr!

Als ich mit der Alexander-Technik begann, wollte ich auf dem kürzesten Weg meine Schulterschmerzen loswerden und eine bessere Koordination beim Klavierspielen erlangen und war überzeugt, ich könnte auf direktem Weg meinen Körper verbessern.

Diese gewünschten Effekte kann man mit Hilfe der Alexander-Technik wirklich erreichen, doch sind dies eher die Nebenprodukte der eigentlichen Essenz. Erst nach vielen Jahren eigener Anwendungspraxis verstand ich, was die wirkliche Essenz der Alexander-Technik ist.

Mentale Steuerung bestimmt unseren Körper

Wir sind nicht nur lediglich „Körper“ oder lediglich „Geist“, sondern immer beides zusammen – beide Elemente sind nicht voneinander trennbar. Unser geistiger, mentaler Anteil wäre ohne den Körper auf dieser Erde nicht handlungsfähig und der Körper würde sich ohne den mentalen Antrieb nicht in Bewegung setzen.

Veränderung geschieht immer auf beiden Ebenen, doch der Impuls dazu wird im Mentalen gesetzt. Um „körperliche“ Effekte und Veränderungen zu erreichen, müssen wir zuerst die mentale Steuerung in die gewünschte Richtung lenken. Hier liegt der wahre Hebel, den die Alexander-Technik zur Veränderung seines gesamten Selbst zur Verfügung stellt.

Wie reagieren wir auf Reize?

Veränderung spielt sich essentiel in der Frage und auf der Ebene ab, wie wir auf Stimuli reagieren – Stimuli von innen und von außen. Welche Reaktionen auf unsere Gedanken, Emotionen, Gelüste, oder Verluste wählen wir? Wie reagieren wir auf Lärm, Zeitdruck, Müdigkeit oder Schmerzen? Wie auf Lob, Kritik oder Drohungen? Wie treten wir in Kontakt, wie schützen wir uns, wie setzen wir Grenzen, wie lernen wir?

All diese Reaktionen haben eine mentale, eine emotionale und eine körperliche Komponente. Wir reagieren z.B. auf Zeitdruck, indem wir denken „Beil dich, mach schneller, sonst geht es schlimm aus“ und gleichzeiti mit einem Gefühl von Druck und Angst und großer Muskelanspannung.

Oft haben wir unsere Reaktionsmuster auf Autopilot gestellt und reagieren zu heftig und zu kraftraubend. Mit Hilfe der Alexander-Technik können wir lernen, den Autopiloten zu stoppen und angemessener und ressoucenschonender auf alle Situationen des Lebens zu reagieren – sowohl auf der gedanklichen, als auch auf der emotionalen und der körperlichen Ebene.

Da wir dadurch nicht ständig am mentalen und körperlichen Kraftlimit sind (wir nennen das z.B. „Stress“ und „Verspannungen“), werden wir ausgeglichener und zufriedener – und nebenbei auch körperlich lockerer.

Die Freiheit, zu wählen macht zufrieden

Unsere Arbeit als Alexander-Technik Lehrer zielt in erster Linie darauf ab, die Menschen sich Ihrer Selbst als ganzes Wesen – körperlich, mental und emotional – bewusster werden zu lassen. Dies eröffnet die Möglichkeit, auf einen Reiz hin erst einmal zu stoppen und dann eine angemessene Reaktion zu formulieren – und zwar auf allen drei Ebenen.

Unabhängiger von alten Automatismen und freier in der Wahl von angemesseneren Verhaltensweisen zu werden macht Menschen zufrieden und glücklich. Und damit ist die Alexander-Technik ein wertvoller Baustein auf dem Weg zu Zufriedenheit und Glück!

Was sind Verspannungen?

„Ich habe solche Verspannungen in den Schultern! Wie kann ich die nur loswerden?“

Wer hat diesen Satz noch nie gehört bzw. ausgesprochen? Er spiegelt die Einstellung wieder, dass eine Verspannung ein fremdes Wesen wäre, das sich frech auf unsere Schultern gehockt hat und einfach nicht weggehen will. Dabei ist das Gegenteil der Fall! Wir selbst sind die Hauptverursacher unserer Verspannungen und lassen diese nicht los.

Wie entstehen Verspannungen?

Physiologisch gesehen sind Verspannungen eine Dauerkontraktion unserer Muskeln. Unsere Muskeln arbeiten aber nicht von allein, sondern sie brauchen steuernde Befehle von uns, um zu kontrahieren (sich zusammenziehen). Selbst wenn wir von diesen Befehlen nichts wissen – wir senden sie trotzdem aus.  Ohne diese Befehle würde einfach nichts passieren.

Das geschieht vor allem, indem wir ungeeignete Denkweisen auf unsere Bewegungen anwenden, wie z.B.:

  1. Falsche Vorstellungen und ungeeigneter Plan, wie eine Bewegung zweckmäßig ausgeführt wird.
  2. Aufbringen von viel zu viel Muskelspannung innerhalb einer Bewegung (mit Kanonen auf Spatzen schießen)
  3. das Aufrechterhalten dieser Spannung weit über diesen Bewegungsablauf hinaus
  4. (Daueranspannung), weil sich diese Spannung nun gewohnt, also richtig anfühlt
  5. Zu wenig Aufmerksamkeit für den gegenwärtigen Moment.
  6. das Nachgeben einer „Gewohnheit“, weil sie sich vertraut anfühlt (oft auch noch, wenn diese als schädlich erkannt wurde)

Erfahrungsgemäß werden sämtliche Bewegungen, die wir im Laufe des Tages ausüben, auf Grund dieser falschen Vorstellungen ausgeführt – nicht nur in diejenigen, die wir als unbequem oder schmerzhaft empfinden. Massive Verspannungen, die z.T. Beschwerden oder Schmerzen bereiten, verursachen wir meistens nicht von heut auf morgen, sondern wir „arbeiten“ meist Jahre  an diesem permanenten Überspannungszustand.

Wie vermeiden wir Verspannungen?

Das Positive ist: Da wir selbst die Verspannungen verursachen, können wir auch wieder damit aufhören. Und wir können lernen, wie wir diese Befehle stoppen können. Besser noch, wir können lernen, diese Befehle erst gar nicht zu formulieren und auszusenden.
Die Alexander-Technik hilft dabei, den falschen Vorstellungen über unseren Körper auf die Spur zu kommen und gleichzeitig eine neue, effektivere mentale Steuerung auszubilden.
Die Fähigkeit, sich konstruktive Anweisungen zu geben, steigt mit der Zeit durch diesen Lernprozess. Alte Symptome haben so die Chance, sich zurückzubilden und neuen wird vorgebeugt.